Stipendien - Beispiele und Erfahrungen

  • Hi!


    Ich habe ein Stipendium über eine regionale Bürgerstiftung bekommen und mache ein Auslandsjahr in den USA (yeah!). Ich will nicht groß angeben, es ist auch Glückssache. Wer sich um ein Stipendium bewirbt, hat wahrscheinlich noch Plan B, C, D und E. Oft wollen die Organisationen ein Vorstellungsvideo als Kreativbeitrag. Ich habe mein Video kopiert und mich um die Stipendien verschiedener Organisationen beworben.


    Es ist aber nicht alles Gold, was glänzt:


    1) Ayusa Intrax, X-Change, weltweiser & Co.


    Diese Organisationen bieten „Stipendien“ für 500,00 € und 1.000,00 € an. Ich finde, da passt der Ausdruck „Stipendium“ nicht, auch nicht „Teilstipendium“. Ein Auslandsjahr in den USA kostet ab 10.500,00 € aufwärts. Die Verhältnisse stimmen überhaupt nicht. 500 oder 1.000 Euro könnte man vielleicht als Rabatt oder Abschlag bezeichnen, mehr auch nicht. Solche Organisationen habe ich nicht einmal in Erwägung gezogen.


    Oder EF (Education First) bietet das „Langenscheidt Stipendium“, bei dem man sein Foto hochladen und möglichst viele Votes sammeln soll (ähnlich bei GLS). Auch sowas würde ich nicht ernst nehmen. Dabei geht es nur darum, dass die eigenen Freunde für einen stimmen sollen und Werbung machen. Ob man das Stipendium braucht oder kreativ /sozial engagiert ist, etc. spielt keine Rolle.


    2) HiCo Education bietet mehrere Voll- und Teilzeitstipendien für Kanada und die USA an.


    Eine Woche nach Einsendeschluss am 30.11. hatte ich schon die Absage. Es findet gar kein Auswahlverfahren statt. Automatisch schickt HiCo einem dabei gleich die Anmeldepapiere der amerikanischen Partnerorganisation „PAX - Program of Academic Exchange“ mit einem Rabatt von 300 Euro zu.


    Ich habe bei der Auswahl der Austauschorganisationen normalerweise darauf geachtet, dass es ein gemeinnütziger Verein ist oder eine Stiftung dahinter steht. „HiCo Education“ ist gar nichts davon - man kann es vielleicht Reiseagentur nennen. Die Inhaberin macht da fast alles alleine. Man bekommt sofort die Papiere von „PAX“ zugeschickt und dann übernimmt PAX die Betreuung.


    Die Gewinner werden auch nicht veröffentlicht (wie bei Nordlicht, etc.). Wenn ihr mich fragt, ist das reine Bauernfängerei.


    3) Stepin High School International schreibt jedes Jahr je ein Vollstipendium für ein Halbjahr in die USA und nach Kanada aus.


    Im Gegensatz zu HiCo ist Stepin zumindest ein richtiges Unternehmen (=> GmbH) mit einem Mitarbeiterteam.


    Stepin fährt eine andere Strategie und lässt sich für den Auswahlprozess sehr viiiiel Zeit. Die Bewerber bekommen erst ab dem 15. Januar eine Benachrichtigung. Die Mitarbeiterin sagte mir am Telefon, dass sich jedes Jahr im Durchschnitt so 200 Schüler/-innen um das Stipendium in die USA bewerben würden. Da sind die Chancen natürlich nicht groß, und wenn man bis Mitte Januar noch wartet, hat man fast gar keine andere Wahl, als dann noch schnell einen Vertrag bei Stepin zu unterschreiben, wenn man nicht für das Stipendium genommen wurde.


    Auch Stepin veröffentlicht keine Gewinner. Normalerweise muss man als Stipendiat ab und zu ein paar Fotos schicken und einen Bericht schreiben, den die Organisation dann auf ihren Social-Media-Kanälen veröffentlicht. Das hat Stepin gar nicht. Stepin zahlt einen Rabatt von 300 Euro, wenn Austauschschüler Berichte schreiben und Fotos schicken, die dann veröffentlicht werden – aber das sind nicht die Stipendiengewinner.


    Ich halte Stepin für ziemlich vertrauensunwürdig.


    3) YFU – Youth For Understanding bietet mehrere Teilstipendien aus den sog. „YFU-Stipendienfonds“ an.


    Für die USA gibt es Teil-Stipendien in mehrere Richtungen, z.B. ein reguläres Stipendium, eines für Teilnehmer mit Migrationshintergrund und eines für ehrenamtlich engagierte Schüler/-innen.


    YFU geht dabei einen umgekehrten Weg: Sie schreiben nicht, wie hoch die Stipendien sind; als Bewerber soll man angeben, wie viel man selbst zahlen kann und YFU stockt den Rest dann mit dem Stipendium auf.


    Nach meiner Bewerbung hat mir YFU mitgeteilt, dass sie mir leider keinen Platz in den USA anbieten könnten. Stattdessen bekam ich eine Liste mit Ländern, in denen noch ein Schüleraustausch für mich möglich gewesen wäre. Nur: auf der Liste war kein englischsprachiges Land drauf. Die meisten Länder lagen in Lateinamerika oder Südeuropa.


    Ich gehe auf ein bilinguales Gymnasium und werde mein Abi auf Englisch machen – ich brauche einen englischsprachigen Auslandsaufenthalt (selbst wenn ich Lateinamerika liebe)! YFU meinte, ich könne ja Indien oder Südafrika in Erwägung ziehen, da würde traditionell auch viel Englisch gesprochen. :yeah:


    Von YFU war ich sehr enttäuscht und hätte nicht gedacht, dass ich sie zu den unseriösen Angeboten zählen würde. :wacko:


    4) „Plan F“: Teilstipendium von der HanseMerkur


    Die HanseMerkur Versicherung vergibt jedes Jahr ein Teilstipendium von 2000,00 € für ein Auslandsjahr.


    Dieses Teilstipendium wird erst vergeben, wenn man schon regulär einen Teilnahme-Vertrag für ein Auslandsjahr bei einer Austauschorganisation in Deutschland unterschrieben hat.


    Man muss ehrenamtliches Engagement nachweisen, offen für andere Kulturen sein und sich der Rolle als Repräsentant(in) Deutschlands im Ausland bewusst sein. Im Gegenzug muss man alle drei Monate einen Erfahrungsbericht aus dem Ausland schreiben.


    Wenn gar nichts geklappt hätte, hätte ich mich dafür beworben.


    Also, es ist noch nicht zu spät! :nummer1: