Soll ich als schwuler Jugentlicher ein ATJ in den USA machen?

  • hey jan,


    es ist ja nun einige zeit vergangen, wie hast du dich denn nun entschieden? vielleicht wäre es auch für schüler der nächsten "generation" ganz interessant, wie es dir dann in deinem atj ergeht! wenn du lust hast, könntest du ja in diesem thread ein bisschen was posten...


    zu meinen erfahrungen: ich war in einer großstadt und tendenziell sind die leute dort ein wenig liberaler; allerdings texas wäre nicht texas, wenn ich nicht auch urkonservativen begegnet wäre und so einiges an homophoben äußerungen und taten mitbekommen hätte. ich will dich damit aber nicht abschrecken, denn es gab auch gegensätzliche erfahrungen. allerdings solltest du dich auf jedenfall mental darauf vorbereiten und dir ein "dickes fell" zulegen. ich weiß, dass hört sich echt scheiße an, aber einiges wirst du wohl einfach ignorieren müssen und es nicht persönlich nehmen dürfen.


    hier also die wohl krassesten erfahrungen die ich gemacht habe zum thema homosexualität:


    - in der kirche (baptisten, reine afroamerikanische kirche) hat der pfarrer mehrmals "gepredigt" schwulen und lesben sollen sich wieder in ihren kleiderschrank verziehen (als gegenteil zum englisch outing: to come out of the closet) und gott anbeten, dass er sie von dieser "sünde" (homosexualität) befreit; also ich muss sagen, ich dachte erst, ich hätte mich verhört und ich habe mich dann immer extremst unwohl in der kirche gefühlt und die ganzen "amen! amen!" rufe der gemeinde als bestätigung für den pfarrer haben es nicht besser gemacht; allgemein gilt dass vorallem afroamerikaner und sehr religiöse menschen eher ein problem mit homosexualität haben; wenn du magst, kannst du ja mal mit deiner gastfamilie in die kirche gehen, aber solltest du dich dort unwohl fühlen, würde ich dir auf jeden fall raten der kirche fernzubleiben


    - blutspenden: es gibt oft blutspende aktionen an us high schools; tue dir selbst einen gefallen und nimm nicht teil! vor dem eigentlichen blutspenden bekommt man nämlich einen hübschen fragebogen mit so fragen wie: sind sie schwul? hatten sie bereits sex mit einem mann? wenn sie eine frau sind, hatten sie schon einmal sex mit einem mann der irgendwann in seinem leben sex mit einem anderen mann hatte?... ich denke, du siehst worauf dass hinaus läuft. ein schulkamerad von mir hat damals offen beim blutspenden gesagt, dass er schwul ist und jetzt ist in der amerika weiten blutspende datei ein vermerk, dass er bis zum 9.9 im jahre 9999 nicht blut spenden darf... danach darf er gern wiederkommen (das waren echt so momente wo ich in amerika fast von meinem glauben an die menschliche intelligenz abgekommen bin: einerseits in den nachrichten berichte über spenderblutknappheit, andererseits weisen sie vollkommen gesunde menschen ab)


    - einfache äußerungen: also teilweise hat es mich schon geschockt wie direkt, unverblümt und hart die meinungen zum thema geäußert werden, da denke ich an meine gastfamilie oder auch einen lehrer in der schule (gut theoretisch hat man das hier auch, aber irgendwie habe ich es dort als krasser empfunden)


    aber gut ich wollte dich ja nicht abschrecken, also hier zum schluss noch etwas positives:


    - der schon oben erwähnte mitschüler hat sozusagen in den erweiterten kreis "meine clíque" gehört und ich muss sagen, ich hatte nie das gefühl dass er aufgrund seiner sexualität in der schule irgendwie gemobbt oder beleidigt worden wäre. eigentlich wusste glaube ich fast jeder an der schule, dass er schwul war, und viele haben ihn einfach für seinen humor geliebt. charakter kann also auch für amerikaner wichtiger sein als sexualität ;)


    - einer meiner lehrer war selbst schwul und dass wussten auch einige lehrer und schüler an der schule und er gehörte auch mit zu den beliebtesten lehrern und ist damit in auch recht offen umgegangen, nachdem er wohl mit seinem freund mal irgendwann schülern unserer schule in einem schwulenclub begegnet ist (also das muss irgendwann gewesen sein, bevor ich an die schule kam)


    also ich persönlich würde auf jeden fall den rat deiner orga bekräftigen: schreib es in die bewerbung!!!! denn wenn du eine tolerante familie hast die hinter dir steht ist es einfacher auch mal nicht so schöne szenen wegzustecken, aber wenn du dich in deiner gastfamilie nicht wohlfühlst, entweder weil du ihnen verschweigst wer du bist oder weil sie nicht mit klarkommen, dann ist es auch schwieriger negativen kommentaren anderer mit selbstbewusstsein zu trotzen.


    wie gesagt es würde mich freuen, wenn du nochmals von dir hören lässt!


    lg, juanita

    San Diego März/April 2007 Friendship Connection


    Gastschülerin aus San Diego zu Besuch bei uns Juni/Juli 2007 Friendship Connection


    Houston, TX 2007/2008 Experiment eV

  • haii,sorry erst mal das ich so spät schreibe, aber ich hoffe ich kann dir trotzdem damit helfen. Also ich denke nicht das das so ein großes problem ist. Es gibt auch in deutschland leute die total gegen homosexualität sind, aber auch hier musst du ja damit klar kommen. Ich finde das homosexuelle genauso behandelt werden sollen wie heteros und man sich nicht deshalb "verstecken" sollte. Wenn du schon die Organisation gefragt hast und das dann vllt. noch in die Bewerbungsunterlagen schreibst, denke ich wird das auf keinen Fall ein Problem sein. LG, klara

  • ich bin im songenannten bible belt gelandet, in arkansas. es gibt hier viele schwule, und sie sind keine aussenseiter, jeder mag sie... aber es gibt hier schon probleme mit der toleranz. weil hier fast alle streng religioes erzogen sind, glauben viele dass schwule nicht natuerlich sind und dass gott leute nicht schwul "macht", sondern dass wir uns das aussuchen koennen. das bedeutet fuer sie, dass schwule zu wenig aufmerksamkeit bekommen haben und deshalb irgendwas brauchen um besonders zu sein. ich hatte letztens eine diskussion ueber das mit meinen freundinnen, weil ich ueberhaupt nicht der meinung bin. aber trotz dieser meinung sind auch diese freundinnen sehr nett und normal mit einem lesbischem maedchen hier... es ist schon komisch. ich bin hier in einer kleinstadt, und generell sind hier alle konservativ, leider... aber das ist teil einer erfahrung die ich liebe! und alle sind hier tolerant wenn ich meine meinung sage. ich wuerde jederzeit wieder nach arkansas kommen (auch wenn ich andere laender oder staaten auswaehlen koennte), und die USA sowieso. die amerikanische high school ist sehr besonders, mit dem football und schul spirit und allem.


    wie auch immer, ich wollte nur ehrlich sein, es koennte probleme geben, aber du wirst immer leute finden, die dich moegen wie du bist. und hier gehen sowieso erst einmal viele leute freundlich auf dich zu, und viele werden deine freunde, und die werden dich garantiert nicht fallen lassen weil du schwul bist... also keine angst, und wie gesagt gibt es ja auch liberalere gegenden in den USA :)


    ich bin auch gespannt wie du dich entscheidest!

    So I'm standing all alone, I am only skin and bone, so many faces but they all look out for their own.

  • an sich sollte es ja kein problem sein, als schwuler genauso wie ein heterosexueller behandelt zu werden, allerdings sieht es leider nicht in allen teilen der usa so aus. es gibt gewisse regionen (vorallem der sogenannte "bible belt") in den usa, wo die mehrheit der leute noch nicht so tolerant gegenüber schwulen und lesben sind. andererseits gibt es natürlich auch viele regionen, wo für den meisten (nicht allen!) deine sexuelle orientierung vollkommen egal. dir sollten aufjedenfall klar sein, dass es in usa noch einen ganzen tacken mehr homophobe gibt als in deutschland (wobei du wie gesagt auch glück haben könntest, in eine tolerante umgebung zu kommen).
    du hast drei möglichkeiten:
    1.) du entscheidest dich für ein anderes land wie z.B. holland oder skandinavien - damit wärst du wahrscheinlich auf der sicheren seite (wobei es sicherlich in jedem land beschränkte menschen gibt, aber die wahrscheinlichkeit ist in diesen ländern nun mal wesentlich geringer).
    2.) du hälst dich an das was deine orga dir geraten hat und schreibst schon in der bewerbung, dass du schwul bist. so wirst du sicherlich bei einer toleranten familie landen. andererseits hast du dann nicht die kontrolle darüber, wer noch von deiner homosexualität erfährt. im schlimmstenfall landest du in einer toleranten familie, die dummerweise in einem erzkonservativen dorf lebt, wo jeder bescheid weiß, und du ständig fertig gemacht wirst.
    3.) du behälst es erstmal für dich, wartest ab wo du landest und wenn du nach einer weile ein gespür für die kultur und die leute vor ort bekommen hast, kannst du immer noch entscheiden, wem dus erzählst und wem nicht.


    für welche möglichkeit du dich entscheidest, ist ganz allein deine entscheidung, du musst das mit dir selbst ausmachen.
    ich persönlich würde wahrscheinlich, wäre ich in deiner situation, mich für 3.) entscheiden. ich versteh ja, dass du dich nicht verstecken willst, aber ganz ehrlich, was geht das die leute überhaupt an, wen du liebst?! du musst dich vor niemanden rechtfertigen! ich als heterosexuelle muss mich ja auch nicht vor jedem outen und erklären, dass ich hetero bin und wie mein beziehungsstatus ist, das geht nur die leute was an von denen ich möchte, dass sies wissen.
    aber wie gesagt, es ist deine entscheidung. wär schön wenn du uns auf dem laufenden halten könntest ;)

  • Hey.
    ich glaube auch, dass das kein Problem sein wird und die gastfamilien dich nicht auf deine homosexualität reduzieren, sondern deinen charakter.Ich würde es auf jeden fall machen und mich dadurch doch nicht hindern lassen.Solange du es erstmal nur engen freunden erzählst, glaub ich auch nicht dass du dadurch dann probleme in der schule kriegen wirst. :)
    LG katrin

    Danke für eure Antworten bis jetzt. Na ja das mit den nur den besten Freunden erzählen ist so ne Sache. Ich hab mal mit ner Organisation e-mail kontackt aufgebaut. Die meinten wenn ich offen damit umgehe sollte ich das anbesten ganz klar bereits bei den bewerbungsfragen für die Gastfam eintragen, damit es mit der Famileie auch bestimmt keine Familie gibt. Aber zurück mit nur den besten Freunden erzählen. Ich denke ja garnicht daran es zu verheimlichen. Ich werde auch meinen Freund nicht verleugnen. Er ist ein Teil meines leben und schwul sein hat mich zu dem gemacht was ich bin. Für euch hört sich das vllt nicht unbedingt vertändlich an, aber jeder schwule wird dir das bestätigen.

  • Hey.
    ich glaube auch, dass das kein Problem sein wird und die gastfamilien dich nicht auf deine homosexualität reduzieren, sondern deinen charakter.Ich würde es auf jeden fall machen und mich dadurch doch nicht hindern lassen.Solange du es erstmal nur engen freunden erzählst, glaub ich auch nicht dass du dadurch dann probleme in der schule kriegen wirst. :)
    LG katrin

  • ich denke, solange du nicht in der schule rumrennst und sie "provozierst", wird das kein Problem sein.
    Und ich glaube nicht, dass es nur gastfamilien gibt, die was gegen schwule haben :thumbup:

  • Hallo Ihr lieben.
    Ich fall mal sofort mit der Tür ins Haus.
    Ich würde gerne für ein Jahr in die USA gehen.
    Nun das einzige Problem was ich haben könnte ist das ich schwul bin.
    Ich hab kein Problem damit. Könnte mir jedoch auf vorstellen das das auf Amerikanischen schulen von konservativen Mitschülern nicht gerne gesehen wird.
    Was sagt Ihgr dazu?
    Hab mal bei ner Orga gefragt die sagen das sei kein Problem. Aber ich bin mir nicht sicher.
    Auch im Bezug auf die Gastfamiele.
    lg
    Jan