Hallo,
Nina, mein Austausch ist jetzt 15 Jahre her und ich vermisse Kanada immer noch fast täglich. Ich kann die Hymne immer noch auswendig. War damals in der Schulband am Schlagzeug. Ich glaube, ich könnte die Hymne auch immer noch auswendig spielen.
Ich erinnere mich noch sehr, sehr gut daran, als ich damals wieder hier war und wie sehr ich Kanada, und vor allem die Menschen dort, vermisst habe. Dann bin ich zurück zu Besuch, und plötzlich habe ich Deutschland vermisst. Ich habe mich intensiv mit dem Thema Auswandern auseinander gesetzt und gemerkt, dass ich dann wirklich auch Deutschland vermissen würde!
Dann bin ich erst mal in ein Loch gefallen, weil ich kapiert habe, dass mir immer der andere Teil im Leben fehlen wird. Mit der Zeit hat der Schmerz (fast schon wie Cold Turkey) nachgelassen, aber fehlen wird mir Kanada immer. Es ist, wie jemand von Euch, fällt mir gerade nicht mehr ein, wer, in der Signatur hat, bzw. die Hymne ja auch besingt: "my home and native land". Viele Menschen verstehen es gar nicht, dass ein "nicht-native land" trotzdem genauso wichtig für einen Menschen werden kann, wie das eigene "native land". Aber es geht, und auch ich bleibe für immer damit verwurzelt. Hätte es Kanada nicht gegeben, wäre ich heute nicht die, die ich bin. Ehrlich, mir fallen auch heute noch manchmal in gewissen Situationen Eigentschaften auf, die ich aus meinem Austauschjahr behalten habe.
Und um gleich die Frage, die wahrscheinlich ein paar Leuten auf der Zunge liegt, zu beantworten: Ja, ich habe noch Kontakt nach Kanada. Mit meiner damaligen Gastfamilie und etwa fünf sehr guten Freunden war ich zehn Jahre lang in Kontakt; ich bin oft rüber geflogen, um sie zu besuchen. Jetzt, die letzten fünf Jahre, bin ich immer noch in engem Kontakt mit zwei Freundinnen von damals. Wir drei waren auch immer "Die Drei", wie die Lehrer aus unserer Schule uns immer genannt haben (was ich erst Jahre später erfahren habe, als wir zu dritt unsere Ex-Schule besucht haben).
Freundschaften auch über die Entfernung können wirklich lange halten. Und die Liebe zu einem Land und den Leuten dort auch!
Ich habe hier in etlichen sozusagen "ich fliege bald - Threads" geschmökert, und es war, als hätte jemand auf den Knopf gedrückt und mein Gefühl, meine Sehnsucht, meine Liebe zu Kanada waren genauso stark wieder da wie damals.
Diese "Geteiltheit" gehört bei "uns" dazu. Und auch wenn sie weh tut bezeugt sie einfach eine tiefe, tiefe Verbundenheit, und das ist doch echt wunderschön!
Und sowieso kann sie ja neben den festen Familienzusammenkünften (deutsche Hochzeit vom Schwager (meinem), Weihnachten, Ostern usw.) kräftig mitentscheiden, das ist keine Frage.
Aber er war wirklich eine Ausnahme.
