Gastfamilie und Wohnort

Schüleraustausch: Gastfamilie und Wohnort

Gastfamilie während eines Schüleraustausches

Familienstruktrur

Eine Familie im klassischen Sinn besteht aus zwei Elternteilen und mehreren Kindern. Von dieser vermeintlichen Norm gibt es aufgrund der sich weltweit ändernden Gesellschaftsstrukturen immer häufiger Abweichungen. Die typischen Gasteltern gibt es nicht. Auch Paare ohne Kinder, ältere Ehepaare mit erwachsenen, bereits nicht mehr zu Hause lebenden Kindern und alleinerziehende Elternteile können als Gastfamilie fungieren. Es ist auch nicht völlig abwegig, dass deine Gasteltern aus zwei „Vätern“ oder zwei „Müttern“ besteht und du bei einem gleichgeschlechtlichen Gasteltern-Paar leben wirst. Menschen aller ethnischen Gruppen können sich für die Aufnahme von Gastschüler:innen bereit erklären. Falls du Probleme damit haben solltest, in einer Familie mit schwarzer, weißer, roter, gelber oder grüner Hautfarbe zu wohnen, dann solltest du überlegen, ob ein Schüleraustauschprogramm das richtige für dich ist!

Wohnort: Wo bitteschön liegt die Pampa?

Das Worst-Case-Szenario aller Austauschschüler:innen, bevor sie erfahren, wo genau die Austauschorganisation sie hinschickt: Eine Plazierung im Nirgendwo, mitten in der Pampa, irgendwo in Iowa. Dieser Horror ist bei vielen Jugendlichen bei der Vorbereitung des Abenteuers Schüleraustausch enorm groß. Dabei sind die Erfahrungen mit in ländlichen Regionen wohnenden Gastfamilien durchaus positiv und bieten einen besonderen Reiz. Das läßt sich folgendermaßen erklären: Du kannst davon ausgehen, daß noch nicht allzu viele Ausländer den Weg in dein kleines Örtchen gefunden haben. Folglich bist du dort ein absoluter Exot, dem viel Aufmerksamkeit entgegengebracht wird. Gehörst du nicht zu den Personen, die gerne Hinz und Kunz ansprechen, um sich einen neuen Freundeskreis aufzubauen, dann bist du in einem winzigen Nest optimal aufgehoben. Um so größer der Wohnort deiner Gastfamilie ist, desto unpersönlicher werden in der Regel die zwischenmenschlichen Beziehungen.

Und das Freizeitangebot? Sportanlagen und Treffpunkte für Jugendliche gibt es selbst im kleinsten Dorf, private Feten werden überall gefeiert und für Outdoor-Aktivitäten dürften sich in der Pampa ohnehin die besseren Voraussetzungen finden. Es kann natürlich nicht bezweifelt werden, daß Metropolen ein vielschichtigeres Kultur- und Freizeitangebot zu bieten haben als Kleinstädte. Die Frage ist jedoch, ob du in deinem Alter die Möglichkeiten einer Großstadt überhaupt annähernd nutzen kannst. In den USA ist es Personen unter 21 Jahren ohnehin per Gesetz verboten, Lokalitäten aufzusuchen, in denen Alkohol ausgeschenkt wird. Die schönste Kneipen- und Konzertszene nützt dir also rein gar nichts, wenn du kein Teil von ihr werden kannst. Letztendlich wirst du auch in einer größeren Stadt lediglich ins Kino oder zum Schnellimbiss, zu privaten Feten oder zum Sport gehen können. Die Einwohnerzahl einer Stadt sagt folglich nicht viel über die Möglichkeiten deiner Freizeitgestaltung aus.


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Was wird von dir erwartet?

Da die Struktur und der Wohnort einer Familie nichts über ihre „Qualität“ aussagt, solltest du in der Lage sein, dich mit den oben beschriebenen Konstellationen anzufreunden. Auch deine Gasteltern möchte deinen Aufenthalt in ihrem Zuhause als Bereicherung des Familienlebens erleben – genauso wie du selbst! Rücksichtnahme und Toleranz sind zwei wichtige Faktoren für ein harmonisches und respektvolles Zusammenleben unter einem Dach. Auch wenn du nach deiner Ankunft oder mitten in deinem Aufenthalt einen kleinen „Kulturschock“ erlebst, weil das Familienleben in der Ferne anders abläuft, als du es von zuhause gewohnt bist: Zeige Interesse an den Lebensgewohnheiten der Familienmitglieder und erzähle von deinem Leben und deinen Freund:innen in Deutschland. Gerade zu Beginn des Austausches ist es wichtig, viel zu kommunizieren. Dinge, die du für selbstverständlich hältst, sind für deine Gastfamilie vielleicht nicht so selbstverständlich und umgekehrt. Wie in deiner eigenen Familie, so wird es auch in deiner Gastfamilie bestimmte Regeln und Gewohnheiten geben. Als fester Bestandteil der Familie solltest du selbstverständlich Verantwortung übernehmen, halte z.B. dein Zimmer sauber und hilf im Haushalt oder beim Einkauf.

Versuche deine Gastfamilie zu verstehen und sieh diese Einblicke in ein „fremdes“ Familienleben als einmalige Gelegenheit wahr, die du später in deinem Leben sicherlich so nie wieder bekommen wirst. Sei offen und beteilige dich an gemeinsamen Aktivitäten, dann wirst du dich schnell integrieren und Verständnis für kulturelle Unterschiede im Zusammenleben entwickeln. So wirst du dich bald wie ein Familienmitglied fühlen und als ein solches angesehen werden.


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