Experiment e.V.

  • Hey Fabi,


    wie du schon richtig gesehen hast, war ich in Houston, TX. Die amerikanische Partnerorganisation SHARE hatte insgesamt rund 40 Austauschschüler (davon gut 15-20 Deutsche) in Houston und Umgebung plaziert. Ich ware eine von zwei Austauschschülerinnen (also von den 40) die bei einer afroamerikanischen Familie untergebracht wurde.


    Meine Gasteltern waren beide so um die 50 hatten einen zum Zeitpunkt meines Austauschjahres 12 Jahre alten Sohn der die 7. Klasse besuchte. Meine Gastfamilie war sehr religiös und hatte auch durch die Kirche von SHARE und ihrem Programm erfahren. In der Kirche hatten sie vorallem der Jugendgruppe bereits vorab von mir erzählt gehabt und so kam es, dass ein Mädchen mich sofort am ersten Tag stürmisch begrüßte und mir in der Kirche alles zeigte. Im Laufe des Jahres sind wir auch gute Freundinnen geworden. Aber wieder zurück zu meiner Gastfamilie: Ihre Regeln waren eigentlich recht okay und ich hatte schlimmeres erwartet :P Auch wenn sich manche Regeln mir doch nicht ganz logisch erschlossen (zB gewaschen wird NUR an Samstagen, die restlichen 6 Tage war die Waschmachine immer aus) aber naja man gewöhnt sich daran. Ich hatte mein eigenes recht geräumiges Zimmer mit einem sehr großen Queensize-Bett und einem kleinen, aber feinen begehbaren Kleiderschrank. (Also das ist dann ein klitzekleiner Raum wie eine Abstellkammer mit Licht und Regalböden bzw einer Stange mit Kleiderbügeln an den Seiten, aber ich fands trotzdem cool^^) Das Badezimmer habe ich mir mit meinem Gastbruder geteilt, was eigentlich recht gut lief, da ich morgens eh eine Stunde früher als er aufstehen musste. Meine Familie gehörte auch zu den wenigen Familien, die doch sehr ernährungsbewusst sind und so kam es dass jeden Morgen frisch geschnittene Früchte auf mich warteten. Und auch wer hier kein Fruchtfan ist, in Texas haben Melonen, Ananas, Erdbeeren usw nochmal nen viel tropischeren Geschmack gehabt^^ Dann hat mich meine Gastmutter jeden Morgen mit zur Schule genommen, da sie in einer Grundschule um die Ecke arbeitete. Aus der Schule kam ich meist erst zwischen halb fünf und halb sechs. Dann haben wir meist gemeinsam Dinner vorbereitet und danach haben mein Gastbruder und ich Hausaufgaben gemacht. Wenn ich mal nicht so viel für die Schule zu tun hatte, habe ich dann auch das Geschirr spülen usw. erledigt. Nach den Schularbeiten, haben wir, je nachdem wie spät es bereits war, noch ein wenig TV geschaut. Auch an Wochenende war Fernseh oder Filme schauen und während dessen selbst gemachtes Popcorn (vorsicht salzig!!) essen eine oft gesehene Aktivität. Ansonsten gab es halt immer mal wieder was anderes zwischendurch: Besuche der Familie in Louisiana, Basketball spielen mit dem Gastbruder, Gartenarbeiten, Shoppen usw. Und dann habe ich natürlich noch eine ganze Menge außerhalb der Gastfamilie mit der Schule und/oder Freunden unternommen.



    Der Schuldistrict Houston (HISD) hat eine Regelung, dass alle Austauschschüler die 11. Klasse besuchen. Deshalb war ich dann auch offiziell ein Junior (Elftklässler) Aber das hat in den USA eigentlich nicht viel zu heißen. Von 8 Klassen hatte ich: eine mit Sophmores (10. Klasse), ein gemischtes Wahlfach (10.-12.Klasse), zwei Klassen nur mit Seniors (12.Klasse), zwei Klassen nur mit Juniors, eine Klasse mit Juniors und Seniors und jetzt kommt der Hammer in einer Klasse war ich alleine :D


    Bei deiner Fächerwahl kommt es vorallem stark darauf an, ob schon feststeht ob du eine Klasse in Deutschland wegen deines Austauschjahres überspringen willst und falls ja, welche. Und natürlich kommt es auch auf deine Persönlichkeit an. Wenn du nicht überspringen willst, kannst du dir deinen Stundenplan eigentlich mit Wahlfächern vollpacken. Da gibt es dann so tolle Sachen wie zB die Debatierklasse, die Schulzeitung, Fotojournalismus, Hauswirtschaft, Jahrbuch und eigentlich auch alle Sportarten. Wenn man in einer Schulmannschaft ist, bekommt man dann diesen Sport auch häufig in der letzten Stunde. All diese Fächer haben den Vorteil, dass es recht wenig bis keine Hausaufgaben gibt und man dort viel Spaß mit Klassenkameraden und Freunden haben kann. Allerdings können diese Fächer auch anders sein als erwartet! Ich habe zwar gute Erfahrungen mit einem Halbjahr Debatierclub und einem Halbjahr Fotojournalismus gemacht, dafür aber auch sehr negativ Erfahrungen mit der Hauswirtsschaftsklasse: Da in den USA jeder ein Wahlfach braucht, wurden anscheinend alle Schüler, die ein Wahlfach brauchten, aber keinen Bock drauf hatten in diese Klasse gestopft und leider war der Unterricht dementsprechend anspurchslos. So mussten wir zum Beispiel mehrmals dasselbe Kapitel über Wäsche waschen lesen und dann so tolle "Vokabeln" wie `Bleichmittel: Mit diesem Mittel bleicht man Wäsche´ und hier kommt es dann auf deine Persönlichkeit an, auch wenn es sich im ersten Moment lustig anhört, war mir dieser Unterricht ein wenig zu doof und ich habe mich nach zwei Wochen aus ihm rausholen lassen.


    Falls du in Deutschland eine Klasse überspringen willst, ist wohl vorallem der Matheunterricht sehr wichtig. Am besten gehst du dann in eine Pre-Calculus Klasse, die sollte dir so ungefähr den Stoff der deutschen 11. Klasse vermitteln. Ich persönlich wurde - nachdem ich Lieblingsfach Mathe angegeben hatte - von meinem Counselor in die zwei Matheklasse AP Statistics und AP Calculus gesteckt. Allerdings entsprechen diese eher dem Stoff der deutschen 12 und 13. Deshalb fehlen mir jetzt im Matheunterricht teilweise Stoffe, die der Lehrer als Vorkenntnis aus der 11 vorraussetzt. Grundlegend kann man sagen, dass AP Klassen eigentlich die schwersten Klassen sind, die an Schulen angeboten werden. AP ist ein geschütztes Konzept und wird in den USA national an vielen Schulen angeboten. Wer so einen Kurs belegt und am Ende des Jahres einen Test besteht, kann damit schon Scheine für die amerikanische Uni erwerben. Außer Mathe sollte natürlich auch English ein grundlegendes Fach sein: Mein Tipp nimm lieber English Language als English Literature. In den Literature Klassen muss sehr viel, vorallem altes Englisch gelesen und analysiert werden. Ich war in einer English Language Klasse und bin eigentlich super klar gekommen. Wir haben zwar auch gelesen, aber wenn dann kürzere Texte und nicht so viele. Außerdem war es zumindest bei mir an der Schule so, dass Language für Juniors war und Literature für Seniors. Somit hat man in meiner Language Klasse viel gelernt, was in der Literature Klasse schon vorrausgesetzt wurde. Ansonsten schreiben die Schulen meist vor, dass Austauschschüler entweder US History und/oder US Government belegen müssen. Solltest du die Wahl haben, würde ich zu Geschichte tendieren, denn eigentlich ist es für Außenstehende recht interessant und meiner Auffassung nach um einiges einfacher und nützlicher als das komplette System der amerikanische Regierung, die komplette Verfassung mit allen Zusätzen und die wichtigsten, bahnbrechenden Gerichtsurteile zu lernen. Mit am schwierigsten muss ich sagen, waren zumindest für mich die Naturwissenschaften. Auf Grund der vielen Formeln und der Tatsache, dass ich den Stoff in Deutschland schon durchgenommen hatte, war Physik noch recht in Ordnung. Dafür habe ich mich in Biologie umso schwerer getan. (Allerdings war ich auch hier in einer AP Klasse. Die Counslor wollten umbedingt eine AP Biologie Klasse haben und alle anderen Schüler hatten sie geweigert, also haben sie halt ihren Austauschschüler in die Klasse gesteckt. Und als ich mitbekommen habe was mir angetan wurde, war es leider zu spät um zu wechseln^^) In Biologie ist halt das Problem, dass ziemlich viele unbekannte Vokabeln auftauchen und man erstmal alles übersetzen muss, zumindest wenn es Texte auf Collegelevel sind. :rolleyes: Ansonsten kann man eigentlich pauschal auch nicht so viel sagen. Am besten ist es immer, so bald man einer Schule zugewiesen wird, diese zu kontaktieren und den Counselor zu fragen was er vorschlägt, bzw. ihm mitzuteilen welche Fächer seitens deiner deutschen Schule belegt werden müssen.


    So ich hoffe, ich habe erstmal alle Fragen beantwortet. Falls es noch weitere gibt, immer her damit!


    lg, Juanita

    San Diego März/April 2007 Friendship Connection


    Gastschülerin aus San Diego zu Besuch bei uns Juni/Juli 2007 Friendship Connection


    Houston, TX 2007/2008 Experiment eV

  • Hey,


    wow , du warst in Texas, oder?
    Wie war deine Familie so? In welche Klasse bist du gegangen und wie ist das dort nochmal mit der Fächerwahl : D Da gibts doch Kurse mit verschiedenen Schwierigkeitsstufen, oder? Da blick ich noch nicht ganz so durch..


    Grüße

  • Hey Fabi,


    also ich bin bereits 2007/2008 mit Experiment eV in den USA gewesen - war echt gut!!! :headbanging: Falls du Fragen hast, versuche ich gern zu helfen.



    Lg, Juanita

    San Diego März/April 2007 Friendship Connection


    Gastschülerin aus San Diego zu Besuch bei uns Juni/Juli 2007 Friendship Connection


    Houston, TX 2007/2008 Experiment eV