brasil zum zweiten mal - auf besuch in der zweiten heimat

  • du denkst, deinen bericht liest sich keiner ganz durch?
    weit gefehlt
    Ich hab ihn natürlich auch ganz gelesen und er ist einfach nur hammer!
    Nicht nur, dass du eine tolle Zeit in deinem ATJ hattest...Nein, du hast auch eine tolle Zeit, wenn du deine Zweitfamilie "besuchen" gehst......
    Außerdem find ich deinen Schreibstil enorm gut....also mal ernsthaft...Ich schreib das nicht bei jedem Erfahrungsbericht =)
    Denn manchmal steht von irgendjemandem nen kommi unter nem beericht, wie toll der doch geschrieben ist und ich kann es gar nicht verstehen geschweige denn nachvollziehen!!
    Aber deinen fand ich einfach nur genial!!!!!!! Sowas von geil geschrieben .... und der Inhalt ist natürlich noch viel geiler
    LG charly

  • hey tina, hätt nicht gedacht dass das tatsächlich jemand ganz liest... hmmm... ja, das mit meiner mutter war etwas kompliziert... einerseits wollt ich ja nichts versäumen, andererseits musste ich mich um meine mutter kümmern, weil sie sich in brasilien ja kaum verständigen kann. (obwohl sie ein paar brocken portugiesisch versteht und selbst ein paar wörter spanisch kann...) - naja, ich weiß ziemlich sicher, dass meine mutter über den ganzen besuch nicht so enthusiastisch war wie ich selber. klar, für sie warens die ersten 3 wochen in diesem land, für mich der 12. monat! es ist extrem schwierig, immer zu dolmetschen und gleichzeitig aber auch selber auf seine kosten zu kommen. ich hab meine mutter vielleicht manchmal etwas vernachlässigt, d.h., manchmal wurde sie einfach von irgendwelchen brasilianischen familienmitgliedern in ein auto gesetzt ohne zu wissen wohin es überhaupt geht - ich mein, sie ist eine erwachsene frau und wird mit sowas fertig, und im nachhinein sieht sies sicher als positive erfahrung und erinnert sich gerne an die schönen dinge, die wir erlebt haben; aber während unseres aufenthaltes wars schon oft schwierig für sie. sie hat ja auch verstanden, dass mir die 3 wochen einfach zu kurz sind und versucht rücksicht auf mich zu nehmen. meine gastfamilie hat sie sehr herzlich aufgenommen, alle haben sie gut leiden können, und allen hats leidgetan, dass sie nicht direkt mit ihr kommunizieren konnten, sondern nur über mich als mittlerin. ab und zu hatte ich schon ein schlechtes gewissen, wenn ich gemerkt hab, wie verloren sich meine mutter in dieser für sie vollkommen neuen welt fühlt, während ich die absolut wunderbarste zeit meines lebens habe, in meinem zweiten zuhause. aber hmja, es war eine erfahrung... heute mach ich mir kaum noch gedanken drüber. ich denk, ich muss keine schuldgefühle haben, wenn so ein besuch nicht immer hundertprozentig lustig für alle beteiligten ist, denn das ist meienr meinung nach einfach unmöglich... vielleicht wärs weniger problematisch wenn mehrere leute gleichzeitig mitkommen, für die das land noch neu ist... damit die auch eine möglihckeit haben sich auszutauschen... dieser austausch hat bei mir und meiner mutter auch nicht so gut geklappt, weil ich in brasilien einfach zur halbbrasilianerin mutiert bin und keine gute ansprechpartnerin war... naja, ... schwierig zu erklären..

  • hey, vielen dank fuer deine berichte. ich bin gerade in suedafrika und eigentlich wollten mich meine eltern naechstes jahr abholen, so das ich ihnen alles zeigen kann. aber leider ist es ihnen jetzt doch zu teuer und sie kommen nicht. aber meine mama hat mir versprochen, dass wir ein jahr spaeter zu zweit wieder kommen koennen. darum interessiert mich dein bericht sehr. aber ich wuerde gerne mehr ueber deine gefuehle wissen. wie es fuer dich war zurueck zukommen und ja eigentlich nur als besucher da zu sein und wie du mit deiner mutter und deinen gasteltern umgegangen bist. meine gastmutter war letzten monat in belgien und meine eltern haben sie dort getroffen, also meine muetter kennen sich schon, aber ich denke, es wird doch anders sein, wenn meine mama hier ist......
    auf jeden fall grosses lob fuer deine berichte
    tina

  • FR - 12.08.05 - abschied, picanha und maracujasaft, oder: "tun wir einfach so als ob wir uns morgen sehen würden."


    cido, ju, mama und ich gehen gemeinsam mittagessen. das letzte mal brasilianisches fleisch das einfach mit nix vergleichbar ist, maracujasaft, meingott, wenn ich das nur mitnehmen könnte!
    der abschied ist viel zu traurig, also beschließen juliana und ich, so zu tun, als ob wir uns morgen wiedersehen würden, das hilft. bis morgen dann also...
    cido bringt uns zum flughafen und hilft uns noch beim einchecken, muss uns dann aber alleine lassen, da sein auto später nicht mehr auf der straße sein darf. byebye, brazil, du fehlst mir jetzt schon wieder..

  • DO, 11.08.05 - u-bahn in são paulo, die avenida 25 de março, der mercadão, jenny und junior und eine brasilianische uni.


    heute probieren wir zum ersten mal die öffentlichen verkehrsmittel in sampa aus. zuerst fahren wir mit dem zug, dann mit der u-bahn. erst hier wird einem so richtig bewusst wie wahnsinnig viele menschen in der stadt leben und tagtäglich von A nach B müssen. wir fahren zur rua 25 de março, eine berühmte straße in der man einfach ALLES kaufen kann, hauptsächlich aber spielzeug und dinge, die die welt nicht braucht. wir staunen über die menschenmassen die sich durch die straße wälzen und über den krempel der verkauft wird. alles was sich irgendwie kopieren oder fälschen lässt, gibt es hier. dvds, cds, livestrong-bänder, taschen, uhren, aber auch anklebbare gummibrustvergrößerungsteile. (und das alles findet abnehmer!) es ist einfach unglaublich. nicht weit entfernt ist der mercadão, eine riesige markthalle mit wunderschönen ständen an denen fleisch, fisch, gewürze, früchte, nüsse, süßes, käse, bohnen, etc. in den verschiedensten variationen angeboten wird. wir essen mit cido und ju dort zu mittag und telefonieren mit jenny, (deutsche ATS die gleichzeitig mit mir in bauru gewohnt hat) - sie ist auch gerade auf besuch in brasilien und heute auch in são paulo. wir vereinbaren, uns am busterminal mit ihr und ihrem (brasilianischen) freund zu treffen. dann fahren wir zuerst nachhause und lassen uns von cido erklären, wies weitergeht. gigliola und ihr freund nehmen mit uns den zug, erklären uns wo wir u-bahn-tickets kaufen können, wo wir jenny und junior treffen werden und wo wir uns nachher mit juliana treffen sollen. alles klappt problemlos. jenny sieht ganz anders aus, und es ist witzig, sie nach 1,5 jahren plötzlich in brasilien wiederzusehen. junior spricht ganz gut deutsch und ist genauso lieb wie ich ihn in erinnerung hatte. leider haben sie nicht lange zeit, sie fahren heute noch nach bauru weiter. wir verabschieden usn und treffen juliana. mit ihr nehmen wir die gut gefüllte u-bahn, die laut juliana "heute zum glück fast leer" ist. wir fahren zu julianas uni, lernen leute kennen. der professor verspätet sich um fast 1 stunde, weil er im stau steckt. rechnungswesen übt auch auf portugiesisch keinen reiz auf mich aus aber "speisen und getränke" scheint ein cooles fach zu sein und sogar mama versteht was. jus klassenkollegen sind alle recht lieb und in der pause gehen wir mit ihnen esfihas (arabisches fastfood) essen. mmmh!!! ich bewundere ju dafür, dass sie diesen alltag aushält.

  • MI, 10.08.05 - ein museum, die avenida paulista und ein verdientes zweizueins.


    für heute hat sich cido etwas besonderes ausgedacht. wir besuchen das museum des brasilianischen hauses, das "museu da casa brasileira". ich finds eher klein und uninteressant, aber trotzdem ist es eine willkommene abwechslung von der ganzen action. der kartenabreißer spricht sogar ganz gut deutsch, seine exfreundin war deutsche. wir essen im restaurant des museums zu mittag, es ist schick und die preise sind europäisch. danach fahren wir weiter zur avenida paulista, wo sich die pompösesten wolkenkratzer der stadt aneinander reihen. dort gehen wir in ein riesiges, tolles geschäft namens "fnac" und ich erstehe eine cd und ein buch. dann spazieren wir noch ein wenig mehr auf der paulista herum, es ist riesig, gigantisch, schön und ein verdammt cooles gefühl so dort zu stehen. am abend gehen wir ins fußballstadion zum spiel von palmeiras gegen ponte preta. palmeiras ("mein" team!) gewinnt 2:1, obwohl ponte preta in der tabelle viel weiter vorne liegt. die stimmung ist toll, obwohl "nur" knapp über 10.000 leute im stadion sind und es kalt ist. eine kleine gruppe fans spielt fast durchgehend samba-rhythmen. je ein elfmeter pro team wird gegeben und verwandelt, den von palmeiras kann ich mit der digitalkamera sogar filmen. (juhuu!)
    zuhause unterhalte ich mich noch laaange mit juliana...

  • DI, 09.08.05 - abschied aus bauru teil 2, back to são paulo und schweinsmedaillons in gorgonzolasauce.


    wir stehen früh auf, packen unsere koffer, verabschieden uns von cô und fernando und fahren zu cidos eltern, doch nur der opa ist zuhause, also verabschieden wir uns eben nur von ihm. dann gehts weiter zur oma mütterlicherseits, vó irma, wo tante luiza grad dabei ist ihre großartige "rosca doce" zu backen, ein genialer kuchen, den tante luiza sicher am besten von allen macht. cido ist im stress und wir verabschieden uns auch von dort schon jetzt. dann gehts zur tankstelle und nochmal nachhause, koffer holen, regina erwartet uns dort mit luizas kuchen, er ist noch heiß und riecht genausogut wie immer. wir fahren weg nach são paulo, am weg meldet sich juliana per telefon und wünscht sich ein österreichisches abendessen. cido lässt uns allein, mama und ich gehen einkaufen und kochen eine von mamas spezialitäten, schweinsmedaillons in gorgonzolasauce - wir sind froh uns etwas am gasherd wärmen zu können, denn hier in são paulo ist es ungemütlich kalt und juliana kommen bei dem essen fast die tränen vor sehnsucht nach österreich...

  • MO - 08.08.05 - shopping bis zum umfallen und abschied light.


    mama und ich haben uns vorgenommen, den tag für uns zu beanspruchen. am vormittag brechen wir auf richtung shoppingcenter, zu fuß, ich sage nur fernando bescheid. im geschenkeladen am weg kaufen wir guaranáseife, im shoppingcenter besuchen wir marina, eine AFS-mitarbeiterin, sie freut sich, dass ich wieder da bin und sogar der verkäufer aus meinem stamm-musik-geschäft erinnert sich an mich und empfiehlt uns so viel gute musik, dass wir das geschäft mit 7 neuen cds verlassen (nicht ohne mengenrabatt herauszuschlagen, ich bin sooo stolz auf mich). dann kaufe ich noch 2 jeans und 1 shirt und jede menge mitbringsel. am nachmittag bin ich mit mama allein zuhause, hör mich ein bisschen durch die neuen cds. später kommen noch maria cláudia und marcel vorbei um sich zu verabschieden. wir sitzen noch lange am balkon, es ist kühl und wir genießen unsere letzten stunden miteinander und versuchen gleichzeitig nicht von abschied zu reden. ich werd die zwei so wahnsinnig vermissen!

  • SO, 07.08.05 - ein ruhiger sonntag in der chácara, açaí und yakisoba.


    wir verbringen einen ruhigen sonntag in der chácara, es sind kaum leute da und wir spielen scrabble, auf portugiesisch und auf deutsch, und: ich gewinne beide.
    am nachmittag fahren mama und ich früh mit juliana weg, sie muss heute noch mit dem bus nach são paulo und möchte vorher unbedingt noch mit uns açaí essen gehen. maria inez und maria cláudia holen uns ab, wir fahren ins total überfüllte açaí-lokal, wo ich zufällig vanessa aus meiner alten klasse treffe und später auch noch andré. ju hats eilig, also rauschen wir bald wieder ab und bringen sie zum busbahnhof. eigentlich hab ich keinen hunger, aber auch genausowenig lust, zuhause zu sitzen, also schlage ich vor dass wir noch etwas unternehmen. maria cláudia ist verlässlich, sie hat IMMER hunger und schlägt vor chinesisch essen zu gehen. wir fahren zu bacanas, einem asiatischen lokal und bestellen 2 riesige portionen yakisoba, nudeln mit fleisch und gemüse - absolut göttlich! wir schlagen uns die bäuche noch voller als sie sowieso schon sind und unterhalten uns noch eine weile übers auswandern, bis und maria inez und maria cláudia heimbringen...

  • SA, 06.08.05 - der samstägliche restaurant-streit, pavuna, rodízio und der ausklang in der chácara.


    samstags fährt familie souza nachwievor zu mittag in ein restaurant. und nachwievor wird jeden samstag mit demselben enthusiasmus darüber gestritten, in welches. schließlich entscheiden sie sich für ein restaurant, in dem man pro kilo bezahlt. eigentlich sind wir im stress, denn um 13 uhr sollten wir uns mit den cousins bei der bäckerei meines onkels treffen, doch mein herr gastvater hats garnicht eilig, und die stimmung ist leicht angespannt. wir kommen mit einiger verspätung zur bäckerei, die anderen warten schon. wir fahren los zur "pavuna", ein ort mitten in der pampa, 90 km von bauru entfernt. dort angekommen bezahlt jeder 4 reais eintritt und unterschreibt dass er für seine taten am gelände selber verantwortlich ist. wir gehen zu fuß los, die landschaft erinnert an eine österreichische alm, inkl. kuhweiden, durch die wir mitten durchmarschieren - nur als wir neben dem stier vorbeigehn wird uns ein wenig ungut im magen; außerdem stören die termitenhügel das bild. nach ca. 15 minuten erreichen wir einen wunderschönen kleinen see, den "lago da pavuna", wo früher einmal ein steinbruch war, und jetzt, ja, ein see drauf ist. die wände fallen fast rund um den ganzen see steil ab, es gibt nur ein paar meter flaches ufer. maria inez und marcel gehen garnicht ins wasser, ich entscheide mich für die langsame variante am ufer, die mutigeren springen aus ca. 3m höhe ins eiskalte wasser. wir plauschen ein bisschen, klettern dann alle mit hilfe einer kordel die irgendwo befestigt ist, an land. neben dem see liegt ein riesiges, bewaldetes tal, am rand ein wunderschöner, ca. 30 meter hoher wasserfall. wir schlagen uns ins gestrüpp, waten durch schlamm, überqueren stacheldraht, legen ein gutes stück weg im fluss von stein zu stein springend zurück - meine schuhe sehen inzwischen nicht mehr aus wie schuhe - und werden letztendlich mit dem wunderbaren gefühl belohnt, irgendwo im nirgendwo auf einem wasserfall zu sitzen und vor sich nichts als abgrund zu haben. gigantisch! der rückweg gestaltet sich viel einfacher als der hinweg, da haben wir wohl einige strapazen umsonst auf uns genommen. als wir zurück zum see kommen, beginnt es zu dämmern. ich gehe den weg zurück zum auto, plötzlich kommt mir maria inez entgegen, sie hat ihr handy verloren. ich gehe weiter, hier wird es scheinbar von einer sekunde auf die nächste stockdunkel, und auf dieser gottverlassenen kuhweide ist das fast ein bisschen unheimlich. beim auto erkläre ich denen, die schon warten, dass maria inez noch ihr handy sucht. cido wird grantig, mama besorgt. irgendwann tauchen die andern doch auf, inklusive handy. wir fahren zurück nach bauru, beschließen noch pizza essen zu gehen. digo, tante rê, cô, cido, ju, mama und ich gehen in ein restaurant, das cô empfohlen worden ist, essen dort rodízio (die wunderbarste art pizza zu essen: man zahlt einen fixpreis, kellner bieten einem ständig die verschiedensten, herrlichsten arten von pizza an, und man kann von jeder so viel essen wie man will), doch das restaurant stellt sich als flop heraus. danach fahren marcel, clau, digo, ju und ich noch in die chácara. eigentlich geplant war käsefondue, doch müde vom auflug und satt von der pizza fallen wir alle einfach nur ins bett...

  • FR, 05.08.05 - ein besuch in der schule, eine kölnerin, wiedersehen mit hugo teil 2 und eine total verrückte nacht.



    hab ich doch glatt auf die kölnerin vergessen:
    in meiner schule gibts jetzt ein deutsches mädel, genauergesagt aus der nähe von köln. sie ist mit rotary dort, wohnt seit 2 wochen in bauru und spricht ungefähr überhaupt kein wort portugiesisch. nett ist sie allemal, zwar etwas erschrocken, weil die sekretärin sie extra meinetwegen aus dem unterricht holt, aber dafür sind beide seiten dankbar für meinen dolmetschdienst. witzig, so die nächste generation ATS dort zu sehen...

  • FR, 05.08.05 - ein besuch in der schule, eine kölnerin, wiedersehen mit hugo teil 2 und eine total verrückte nacht.


    am vormittag gehen juliana, maria cláudia, mama und ich ins fênix, "meine" alte schule. maria cláudia schleust uns ein (man darf ja normalerweise als schulfremde person nicht hinein, wird überwacht) und spricht mit der sekretärin...
    maria cláudia: "kannst du dich noch an karol erinnern, austauschschülerin aus österreich?"
    sekretärin: "hmmm... nein... ah - die, die immer nur geschlafen hat?"
    maria cláudia: "ja, genau die!"
    sekretärin: "ah, natürlich..."
    in der schule erkenne ich nur wenige leute wieder, von meinen klassenkameraden ist niemand mehr hier, auch bei den professoren hat sich viel verändert, aber meinen mathe-, meinen geographie- und meinen biologielehrer treffe ich wieder und wechsle auch ein paar worte mit ihnen.
    am nachmittag fahren wir mit meinem gastvater in den supermarkt um futter einzukaufen, denn hugo und seine eltern sind für den nachmittag angemeldet. als hugo endlich da ist, kommen ju, er und ich fast nicht mehr aus dem schwärmen heraus, von der zeit als sie in österreich waren. auch hugos mama ist wahnsinnig lieb und wir stehen lange auf dem balkon beisammen und reden von der guten alten zeit. der abschied fällt mir schwer, doch hugo verspricht, so bald wie möglich wieder nach österreich zu kommen.
    am abend gehts noch hoch her. wir treffen uns mit den cousins in der bar do japonês, es ist viel los, lärm, musik, leute, müll, auf der straße spielt sich alles ab. juliana findet keinen guten parkplatz und parkt gegen die fahrtrichtung. ich sitze lange mit marcel auf dem gehsteig und wir reden, irgendwann kommt die polizei. es gibt beschwerden über den lärm, insgesamt 16 stück. einige polizeiautos bleiben stehen, als maßnahme gegen den lärm strafen sie die falschparker ( - natürlich auch juliana mit dem auto ihres vaters.) juliana versucht mit dem polizisten zu verhandeln, marcel und ich beobachten nur aus der ferne. irgendwann gehen wir auch hin und hören zu. es wird diskutiert, ob die maßnahme der polizei zielführend ist. juliana hat außerdem fotos von einem falsch geparkten polizeiauto gemacht, doch das hat natürlich wenig sinn. die polizisten verteidigen sich und meinen, barbesucher hätten ihnen angedroht, das auto mit flaschen zu bewerfen, wenn sie nicht sofort verschwänden. juliana kann an ihrem strafzettel nichts mehr ändern, aber zum abschluss dürfen wenigstens noch alle ein foto mit den polizisten machen. als sich die diskussion (an der mittlerweile an die 10 leute teilnehmen) auflöst, schlägt jemand vor, weiterzufahren zu einer party bei einer WG. die WG wohnt in einem haus, es ist riesig und fürchterlich dreckig. maria cláudia, luís und ich trinken zu dritt bier aus einem kaffeehäferl, weil wir sonst nix benutzbares finden. im partyraum ist es fast stockfinster, es läuft techno und anderes elektronisches zeugs. die spärliche möblierung und die partygäste erinnern an die 70er-jahre. (oder zumindest an meine vorstellung davon). ich versuche so gut es geht den harndrang zu ignorieren, denn die klos sehen nicht gerade vertrauenserweckend aus (ausgehängte türen und solche späße...)
    gegen 5 uhr früh verlassen wir die party, und ju und ich schlafen gemeinsam im wohnzimmer.

  • DO, 04.08.05 - die topfen- (für die nichtösterreicher unter euch: ="quark-") odyssee, mohnkuchen und eine geburtstagsfeier.


    meine cousine maria inez hat ihre geburtstagsfeier extra auf heute verlegt, damit wir alle dabei sein können. juliana wünscht sich zu diesem anlass mohnschnitten. (mohn wird in brasilien garnicht bis kaum verwendet.) also fahren mama und ich zu walmart um die zutaten einzukaufen, doch das stellt sich als garnicht so einfach heraus; denn wie will man einem brasilianer erklären dass man topfen braucht, bzw. was das überhaupt ist?! "ähm, entschuldige... ich suche etwas, von dem ich leider nicht weiß wie es heißt." - "hä? wie kannst du etwas suchen von dem du nicht weißt wie es heißt?" - "ähm, naja, ich bin nicht von hier. das was ich suche ist weiß, ein milchprodukt,..." - "ah, du meinst backpulver?" - "nein, ähm, danke, mein ich nicht,..."
    naja, ihr könnt euch vorstellen wie es weitergeht. so ziehen wir also ohne topfen mit unseren einkaufssackerln weiter ins shoppingcenter, wo ich zuerst schockiert darüber bin, dass es das fran's café nicht mehr gibt (hach, nichts ist mehr wies mal war..) und wir uns etwas später mit juliana und maria cláudia treffen. nach langer beratung mit den beiden sowie anderen guten köchinnen der familie wissen wir, dass brasilianischer topfen "coalhada" heißt. wir fahren zurück zu walmart, doch erst in einem andern supermarkt werden wir tatsächlich fündig. und weiter gehts zu maria cláudia, wo wir in der wiiinzigen küche mit der produktion des kuchens beginnen. nach und nach rückt die ganze familie an und wir unterhalten uns gut. der kuchen wird zwar erst seeehr spät fertig, dafür kommt er super an und ich werd wohl das rezept übersetzen müssen.

  • MI, 03.08.05 - frühaufstehen teil 3, viel autofahren und ein ganz spezielles wiedersehen.


    wieder stehen wir (viel zu) früh auf und brechen gleich nach dem frühstück auf, zurück nachhause, nach bauru. auf dem weg bleiben wir ein paar mal stehen um noch mitbringsel einzukaufen, plötzlich überrascht uns juliana mit einem anruf: hugo ist wider erwarten doch zuhause in cambira, paraná - also ziemlich genau auf unserm weg! kurzerhand beschließen wir, ihn zu besuchen, essen eine kleinigkeit an einer tankstelle, telefonieren mit hugo und fahren nach cambira. dort angekommen empfngt uns hugo am ortsanfang mit dem auto. mama fragt, ob er denn überhaupt schon autofahren dürfe. hugo lacht nur und verneint, später erfahren wir, dass die stadt nur 8000 einwohner hat, da nimmt man das wohl nicht so genau. hugo zeigt uns den weg zu seinem haus und wir lernen seinen vater und seine schwester kennen. wir bleiben gut eine stunde, es gibt viel zu erzählen, auch hugos vater ist sehr sympathisch und lädt uns sogar ein, bei ihnen zu bleiben, doch wir lehnen ab, da wir ja in bauru sein wollen, wenn juliana frei hat und auch da ist. am abend kommen wir fix und fertig in bauru an, doch ich versuche trotzdem mich wachzuhalten, um um halb 1 juliana vom busbahnhof abzuholen. im fernsehen läuft ein fußballspiel und ich schlafe irgendwann ein, mein gastvater weckt mich dann auf und wir fahren zum busbahnhof. es ist kühl und wir frösteln in unsern tshirts. juliana hat ein paar harte arbeitstage hinter sich und freut sich als ich ihr ein bisschen von foz erzähle. zuhause fallen wir beide wie tot in die betten...

  • danach sind wir alle ziemlich kaputt, dennoch raffen wir uns auf und setzen uns noch einmal ins auto, diesmal gehts nach paraguay - wie oft hat man schon die chance? wir fahren über die ponte da amizade, die freundschaftsbrücke, der grenzübergang ist mehr als nur langweilig, es gibt nicht einmal eine passkontrolle. wenige 100 meter sind wir in ciudad del este angekommen, der grenzstadt in paraguay. obwohl man sich räumlich kaum fortbewegt hat, ist hier plötzlich alles ganz anders. wir sind in einer anderen zeitzone, hier ist es noch eine stunde früher, und man merkt auch, dass paraguay ein ärmeres land ist. mir kommt vor, dass besonders diese stadt sehr chaotisch ist, denn viele brasilianer kommen hierher um billige waren einzukaufen und sie in brasilien wieder teurer weiterzuverkaufen. die straßen sind gesteckt voll mit ständen mit gefälschter ware, kopierten cds usw. wir kommen gegen 16 uhr paraguayanischer zeit an, die geschäfte schließen gerade - hier geht der handel schon um 4 uhr früh los. cido ersteht trotzdem noch einen tragbaren dvd-player. die verkäuferin ist sehr nett und wir schaffen es natürlihc nicht, unsere herkunft zu verbergen und plaudern lange mit ihr und ihrem mann und bekommen sogar kaffee gebracht. die 2 kleinen buben, die uns vorher zu einem bewachten parkplatz verholfen haben ("nicht hier parken, hier sind lauter diebe, kommt mit zu einem parkplatz!") warten währenddessen auf uns in der hoffnung auf ein kleines trinkgeld. als wir das geschäft verlassen, sind die straßen bedeckt mit müll, in einer straße ist es sogar so schlimm, dass man auf den asphalt nicht mehr durchsieht, so weiß ist alles vor styropor und plastik. ich kaufe noch schnell eine (gefälschte) cd um 3 reais, musik aus paraguay. der verkäufer, mit dem ich portugiesisch rede, kann kaum glauben, dass ich ihn tatsächlich nach musik aus paraguay frage, er ist gewohnt, mit brasilianern zu handeln, die in paraguay billig cds von brasilianischen musikern kaufen wollen.
    wenig später verlassen wir das land auch schon wieder, kehren zurück in eine andere zeitzone. zurück in foz versucht cido noch den dvd-player zum laufen zu bringen, danach gehen wir in eine ganz großartige churrascaria abendessen. wir essen so wahnsinnig viel, dass wir uns nachher kaum noch bewegen können, fahren zurück ins hotel und gehen früh schlafen um fit für die morgige rückreise zu sein...

  • DI, 02.08.05 - foz do iguaçu, wasserfälle, 1 kraftwerk, 2 zeitzonen und "schaun wir noch kurz nach paraguay?"


    wir stehen früh auf um so viel zeit wie möglich zum sightseeing zu haben. schließlich haben wir nur einen tag in foz. nach einem ausgiebigen frühstück im hotel gehts los - mit dem auto zum parque nacional do iguaçu. dort angekommen werden wir umgefrachtet in große touristenbusse, mit dem auto darf man nicht weiterfahren. wir fahren ein stück durch den nationalpark, außer bäumen am straßenrand gibts leider nichts zu sehen. der bus fährt uns nahe an die wasserfälle, die sogenannten cataratas do iguaçu heran. vom parkplatz weg führt ein pfad nach unten, man sieht noch kein wasser, allerdings hört man schon ein leises rauschen. als wir wenige minuten später aus einiger entfernung den ersten blick auf die wasserfälle werden, können wir gar nicht fassen, wie schön es ist. ich komme aus dem fotografieren nicht mehr heraus, doch bald merke ich, dass es noch viel aufregender wird, denn der pfad führt weiter nach unten und schließlich auf den fluss hinaus fast mitten in die wasserfälle hinein, wo man nur von den gigantischen wassermassen umgeben ist. am himmel steht ein wunderschöner intensiver regenbogen, der fast aussieht wie aus plastik, man sieht fast drei viertel von seinem kreis. ich bin froh, dass ich meinen pulli anhabe, denn es ist kühl neben dem wasser und man wird ziemlich nass, denn der sprühregen der wasserfälle erreicht auch die plattformen auf denen die touristen stehen. als wir die plattform in der mitte des flusses erreichen kann ichs fast nicht glauben, es ist so wunderschön, der wasserfall tost knapp neben mir, es ist laut und einfach nur gigantisch, mittendrin zu sein. dann fahren wir noch mit einem lift am rande des flusses 2 "stockwerke" hinauf und befinden uns nun auf der ausgangshöhe des flusses. hier oben ist es total friedlich und merkt man ihm überhaupt nicht an, wie spektakulär er sich schon wenige meter später in die tiefe stürzen wird. wir sitzen oben und trocknen an der sonne. nach diesem beeindruckenden ausflug gehts zurück in die stadt, wo wir in einem pro-kilo-restaurant um weniger als 20 reais (6,7 €) zu viert essen. um zeit zu sparen fahren wir garnicht zurück ins hotel, sondern gleich weiter, zum wasserkraftwerk itaipu - dem größten funktionierenden wasserkraftwerk der welt. (in china gibts ein noch größeres, das allerdings nicht im einsatz ist). es ist gigantisch und uns bleibt der mund offen stehen als wir erfahren, dass man mit dem in der konstruktion verwendeten eisen & stahl 380 eiffeltürme bauen könnte und mit dem beton 210 maracanã-stadien. unser bus fährt uns zuerst zu einer aussichtsplattform, anschließend direkt oben über das kraftwerk, von wo man aus den aufgestauten fluss sehen kann. es ist gigantisch. nachher gehts noch in ein museum mit vielen infos rund um itaipu und die region. das kraftwerk, das zur hälfte paraguay und zur hälte brasilien gehört, liefert 95% der in paraguay verbrauchten energie, und immerhin 25% der in brasilien verbrauchten energie.

  • MO, 01.08.05 - eine 10-stündige autofahrt, paraguayanische marktstände und ein lateinamerikanischer musikantenstadl.


    wir (meine gasteltern, meine mutter und ich) stehen um 5:45 auf, packen das letzte zusammen und brechen auf in richtung foz do iguaçu. vor uns liegen 10 stunden autofahrt. wir versuchen, hugo aufzutreiben, einen ATS, der 03/04 in österreich war und in paraná wohnt, nicht weit abseits von unserer geplanten strecke. doch hugo ist nicht zuhause, er macht vestibular, eine uni-aufnahmsprüfung in einer anderen stadt, und wir erreichen nur die hausangestellte. also gehts weiter, mit ein paar kleinen stopps und 2 mal wegen-zu-hoher-geschwindigkeit-aufgehalten-werden durch ganz paraná nach foz do iguaçu. mein gastvater besticht die autobahnpolizisten mit je 20 reais und entgeht so beide male einem strafzettel - der typische brasilianische "jeitinho" eben, der kleine ausweg, mit dem sich hier in brasilien einfach alles lösen lässt. um 18 uhr sind wir in der stadt foz do iguaçu angekommen und sofort verhilft uns ein keiler auf der straße zu einem schönen und günstigen hotel. nachdem wir unsere zimmer bezogen haben, brechen wir auf zu einem abendessen mit einer lateinamerika-show für touristen. die show erinnert ein wenig an den musikantenstadl, alles ist sehr volkstümlich, einige lateinamerikanische länder stellen typische musik und tänze aus ihrem land vor, die show der brasilianer ist natürlich am längsten, halbnackte sambatänzerinnen, heiße rhythmen, capoeira. vor und nach der show bummeln wir ein wenig durch marktstände die ein paar paraguayos vor dem restaurant aufgebaut haben, und nehmen ein paar souvenirs mit.

  • SO, 31.07.05 - churrasco, scrabble auf portugiesisch und açaí.


    der sonntag bringt normalen chácara-betrieb mit sich. ein traumhaftes churrasco, extrem viele leute in der chácara, auch viele die ich garnicht kenne. wir bringen maria cláudia bei, wie man spätzle macht, spielen eine partie scrabble, ich gewinne sogar, sitzen viel herum und reden. juliana nimmt an der autobahn den bus nach são paulo, ich vereinbare mit cido, marcel und maria cláudia dass wir am abend açaí essen gehen. (für alle, die vorhaben einmal nach brasilien zu fahren: esst das unbedingt, das ist sooo geil!) letztendlich kommt auch digo mit - das açaí ist genauso wunderbar wie früher. anschließend schaun wir noch auf der praça da paz vorbei, ein platz, auf dem sich ziemlich viel nightlife abspielt, es gibt fastfood-stände, ein paar stände mit ketten und so zeugs, popcorn, etc. wir staunen über die riesige schlange vorm churros-stand. es gibt leute die sich da tatsächlich ca. 1 stunde dafür anstellen, um churros vom berühmtesten churros-stand von bauru zu essen! morgen gehts zeitig in der früh los nach foz do iguaçu, also gehen wir relativ früh nachhause...

  • SA, 30.07.05 - ledersandalen, die einweihung eines wohnzimmertisches, ein vergnügungspark und eine völlerei.


    frühmorgens weckt uns meine gastmutter wie in alten zeiten. wie in alten zeiten ignorieren wir sie zuerst, stehen aber dann doch bald auf um sie nicht zu verärgern. fernando, juliana, mama und ich fahren am vormittag ins zentrum und gehen in die "loja do hippie", ein lederwarengeschäft, das ich schon im ATJ geliebt habe. wir suchen ein paar sandalen aus, lassen extra noch welche anfertigen, alle sind wunderschön und mit ca. 15 reais (5 euro) auch recht billig. ich kaufe gleich 4 paar um auch noch welche als mitbringsel zu haben. anschließend gehen wir in ein geschäft cds kaufen und zum bummeln in ein geschäft mit importierten waren, wo wir sogar deutsches bier finden. conceição hat lasagne gekocht, außerdem den obligatorischen reis mit bohnen und costelinhas de porco, also schweinerippchen. wir weihen mit dem festmahl den neuen wohnzimmertisch ein, der seit monaten unbenutzt dort steht. (ein phänomen das ich eigtl. nur aus brasilien kenne - neue dinge zuerst einmal alt werden zu lassen, bevor man sie zum ersten mal benutzt. genauso wirds mit schuhen, kleidung, etc. gemacht. meiner meinung nach völlig idiotisch.) am nachmittag fahre ich mit cido und juliana in die stadt, wir treffen lia und maria cláudia, danach holen wir digo und graziela ab und fahren in einen vergnügungspark. dort treffen wir auch noch marcel, fael und maria inez also sind wir insgesamt zu 9t! der eintritt kostet sagenhafte 6 real und dann darf man mit allem fahren. wir fahren mit dem riesenrad und noch ein paar anderen dingern, aber am besten ist das autodrom, wo wir zu 9t fast alle autos für uns alleine beanspruchen. nach dem vergnügungspark gehts stressig weiter: wir liefern lia und gra bei der oma ab, fahren nachhause, anschließend zu tante luíza um ihr zum geburtstag zu gratulieren. allerdings verpassen wir meine gasteltern und meine mama (die mit ihnen unterwegs ist) knapp, also fahren wir zurück zur oma, wo wir endlich alle treffen. für den abend ist eigentlich käsefondue geplant, aber aus angst davor, dass es sonst ins wasser fallen könnte, sorgt juliana dafür, dass mama und ich gulasch kochen können. um halb 9 uhr abends fahren wir noch in den supermarkt und kaufen die fehlenden zutaten für ein gulasch mit semmelknödeln. danach gehts in die chácara und maria claudia und ich assistieren mama bei der fabrikation eines riesen-gulaschs, das um halb 1 in der nacht endlich auf den tisch kommt. alle cousins sind da und probieren das österreichische essen, und offensichtlich schmeckts auch allen, denn der topf wird fast leer, obwohl schon beim käsefondue alle ordentlich zugeschlagen haben. mama fährt mit meinen gasteltern mit nachhause, die cousins und ich übernachten in der chácara und ich unterhalte mich bis spät in der nacht mit marcel...