Problem: jetzige und neue ATS

  • Meine Gastfamily hat nach mir auch noch jemanden aufgenommen.Alle Kinder haben zusammen bestimmt wer in die Family kommen sollte.Natürlich wurde ich auch gefragt, wen ich denn als geeignet einstufen würde.Der Gastschülerin vor mir wusste auch, dass jemand nach ihr kommen wird und auch sie wurde in den Entscheidungsprozess eingebunden.Leider hat es mit der Gastschülerin nach mir nicht so gut geklappt und sie hat die Family vor 2 Wochen gewechselt.Meine "große" Gastschwester und ich gehören ganz natürlich zur Family.Ich sehe sie als meine 2. Family an und ich bin sozusagen ihre Tochter, genauso wie ich nun auch eine große Schwester habe, die ich zwar nie kennengelernt habe, aber trotzdem als "Austauschschwester" akzeptiere, weil sie in der gleichen Family gelebt hat wie ich.

  • Nochmal ich, da das Kind sozusagen schon in den Brunnen gefallen ist, nützt es wenig zu sagen, dass ich eure Aktion für problematisch halte. Immerhin wird eure jetzige Chinesin dem neuen Mädchen nicht begegnen. Deshalb würde ich das Thema bis dahin so niedrig wie möglich kochen. Wenn Unterlagen kommen oder Anrufe, würde ich das anschließend im Beisein eurer ATS sachlich behandeln und nicht zu sehr thematisieren, egal wie sehr es euch beschäftigt. Ihr habt viel Kraft in die Entwicklung eurer Beziehung gesteckt. Es wäre einfach traurig, wenn euer Gast sich jetzt als austauschbar und abgehakt empfindet und mir scheint, sie tut es. Ob man sie nach all dem Neuen, das sie lernen musste und offensichtlich auch gelernt hat, nun auch zwingen muss, mit dieser Enttäuschung umzugehen, bezweifel ich einfach.
    LG, Gabi

  • Hallo asiamom, selbst wenn ich mich mit meiner Meinung von den Vorschreibern unterscheide, aber warum wartet ihr nicht einfach die 3 Monate ab, in denen eurer Gast noch bei euch ist und startet dann die Suche nach einer neuen ATS. Gerade weil ihr wisst, wie empfindlich und verletzlich das Mädchen ist und wie schwer ihr das Einleben bei euch fiel. Wenn auch nur die geringste Wahrscheinlichkeit besteht, dass ihr damit das Vertrauen und die Zuneigung, die sich zwischen euch entwickelt habt, wieder zerstört, würde ich die kurze Zeit, die ihr noch zusammenseid, nicht damit belasten.
    LG, Gabi

  • Huhu,


    lol, also so ein bisschen finde ich mich darin ja jetzt zugegebenermaßen selber wieder.


    Mein LC meinte vor einiger Zeit mal so, ob ich meine Family (ich bin die erste ATS hier) empfehlen würde weil halt nächstes jahr ein Mädel hier in den Distrikt kommt, die passt. Ich habe zähneknirschjend ja gesagt, da ich - genau wie deine ATS- nun wirklich, wirklich nicht teilen wollte (und immer noch nicht wirklich will...). Meine Ellis und ich verstehen uns einfach super, und wir haben unsre Routine. Das ist jetzt nicht gegen meine Familie in DLand gerichtet, aber die Beständigkeit und lockere, ungezwungene Art und Weise miteinander umzugehen und einander zu vetrauen war ich von DLand her nicht gewohnt. Da fällt es schwer daran zu denken, dass in ein paar Monaten jemand anders den Platz einnimmt. Ich denke, dass ist es, was auch deiner ATS ein wenig zu schaffen macht. Ich denke aber, dass ihr auf alle Fälle wirklich ehrlich sein müsst. Du hast recht, das kann ihr zwar weh tun, aber nicht so sehr als wenn sie es irgendwann durch Zufall heraus findet.


    Viel Glück,


    Ines

  • hmm.. also was mir jetzt spontan in den sinn gekommen ist wäre, dass ihr einen brief an sie schreibt in der ihr alles erklärt..auch dass ihr diesen brief geschrieben habt weil ihr sicher sein möchtet, dass sie alles wirklich begreigt... und den könntet ihr dann irgendwo professionell in ihre sprache übersetzen lassen und ihn ihr, nachdem ihr mit ihr gesprochen habt, geben.. so dass sie dann nochmal alles erklärt vor sich hat.


    aber irgendwie bin ich selber nicht sicher ob das ne gute idee ist, weil irgendwo ist es schon unpersönlich.. obwohl man ja am anfang erklären kann warum mans nochmal aufgeschrieben hat und am ende sagen, dass sie zu euch kommen und reden soll oder so.
    na ja.. so wäre zumindest sicher, dass sie e 100% versteht.

  • Hallo Amelia,


    danke auch für Deine Rückmeldung.


    Das mit dem darüber Reden im Sinne von "wenn sie nicht so toll gewesen wäre, dann würden wir gar keine neue ATS aufnehmen wollen" ist leider nicht möglich. Ihre Sprachkenntnisse sind zwar sehr gut, aber längst nicht so wie die von den meisten Deutschen, die ein Jahr in die USA gehen. Ich weiß, wovon ich rede. Konjunktiv (also würde, hätte, könnte...) kennt sie gar nicht. So kann man also nur in der Gegenwart oder Vergangenheit reden (Zukunft kennt sie auch nicht wirklich) und wenn man dann sagt: "Du bist so toll und es ist schön mit Dir und deshalb wollen wir noch mal jemand." dann versteht sie das leider nicht, denn dann kommt als Rückmeldung: Aber wenn ich so toll bin, warum bin ich für Euch dann immer noch nicht genug? Das Argument funktioniert leider gar nicht, obwohl es absolut der Wahrheit entspricht.


    Aber egal. Das nur mal zur Erklärung, denn alle denken meist, dass alle ATS fließend in Deutsch werden. Dem ist nicht so. Was ich meine ist, sie versteht alles Alltägliche, aber nicht, was ein Satz jetzt zum Beispiel im Konjunktiv bedeutet oder trockenen Humor oder Witze usw. Und so werden eben auch so "sentimentale" Themen zu einer irre Herausforderung.


    Danke noch mal und LG!

  • Bis zu meinem ATJ ist zwar noch ein bisschen hin, aber ich würde ihr zumindest die Tatsache sagen, weil wie irgendjemand schon weiter oben geschrieben hat, wenn sie es dann irgendwie anders erfährt, dann geht mehr kaputt als so. Mit euren Andeutungen konnte sie doch eigentlich schon fast erwarten, dass ihr eine neue ATS aufnimmt.
    Wenn sie darauf sehr negativ reagiert, würde ich nochmal auf das Thema eingehen und sagen, wenn sie nicht so toll gewesen wäre (und ist) hättet ihr euch wohl nicht dazu entschlossen, wieder jemanden aufzunehmen. Außerdem wird sie als eure erste ATS immer etwas besonderes sein. Aber ich würde nicht so viel über dieses Thema reden, außer sie verträgt das wirklich überhaupt nicht.
    Alles Gute!

  • Hallo Mara,


    ja, Du hast Recht, das war ich. Und nein, ich beschwere mich gar nicht. Ich kenne ja alle Hintergründe meiner "Tochter". Und ich möchte einfach auch noch mal dran erinnern, dass auch ATS ganz normale Leute sind, die nicht unbedingt aus liebevollen Familien kommen müssen, in denen sie gelernt haben, selbstbewusst zu sein und sich selbst zu mögen. Jeder Mensch, egal ob ATS oder nicht, hat sein Leben immer bei sich (auch wenn das jetzt blöd klingt) und unsere ATS macht all das nicht absichtlich. Sie hat einfach manches durch und hat hier und in uns ein richtiges Zuhause gefunden.


    Ich war selbst auch ATS als Jugendliche und als meine Gastmutter mich gefragt hat, wie es mir damit gehen würde, wenn sie eine neue ATS nehmen würden, hat mich das auch erst mal getroffen. Aber eben nicht so tief und "fundamental". Nach einer Gewöhnungsphase und Beteuerung, dass ich immer einen Platz bei meiner Gastmutter haben werde (unsere Beziehung war ebenso eng, wie die zwischen unserer ATS und mir jetzt), war alles ok und kein Problem mehr. Aber jeder Mensch ist schon anders als der andere, und dann vermischen sich bei einem Austausch ja auch noch Kulturen.


    An alle noch mal danke für alle Meinungen. Ich schätze jede einzelne davon sehr! Vielen Dank!


    Viele Grüße,
    asiamom


    P. S. Ja, wir hatten die ersten fünf Monate fast nur Probleme. Und jetzt sind wir dafür richtig eng verbunden. Wahrscheinlich auch durch das gemeinsame Durchgekämpfe.

  • ich denke es kommt darauf an. du warst noch nicht im ausland und hast vllt einen anderen blick auf das alles. aber das mädchen kommt halt aus einem anderen kulturkreis und hat eine andere einstellung zu vielem und asiamom scheint sich ja auch gar nicht drüber zu beschweren dass sich ihre austauschschülerin so verhält.
    hier gabs auch einen thread von ihr über die probleme, die sie am anfang hatte sich einzugewöhnen. lies den mal durch, da sind auch viele sachen, die man eher als ungewöhnlich empfinden könnte. aber leute die woanders herkommen verhalten sich auch anders.

  • Hallo,
    wenn ich das jetzt mal so ganz krass sagen darf: Also mir wäre es als Austauschschüler in meiner Familie tierisch peinlich so ein Aufhebens darum zu machen. Ihr habt sie schließlich in eure Familie aufgenommen und anscheinend scheint bis jetzt ja auch alles gut gelaufen zu sein. Ich denke auch das ihr kein Geheimnis aus eurem Vorhaben machen solltet. Wenn sie wieder so ablehnend darauf reagiert ist es vielleicht auch nicht unhöflich sie darauf hinzuweisen, dass sie nicht die einzige Austauschschülerin (wenn auch für euch immer eine ganz besondere) auf diesem Planeten ist. In manchen Gastfamilien in den USA soll es schließlich sogar in manchen Familien Tradition sein jedes Jahr einen (neuen) Austauschschüler aufzunehmen.
    Mirka

  • also ich denke es steht ausser frage, dass ihr es eurer ats erzählen müsst. die frage ist nur wie... und wahrscheinlich gehts da nur mit dem holzhammer. Sie scheint nicht drüber reden zu wollen, also reichen andeutungen nicht. Ich würde sagen am besten ist es, es einfach im richtigen moment (bald!!) zu sagen und ihr dann aber erklären, dass es nicht an eurem verhältnis zu ihr ändert... und am besten danach drauf achten dass sie auf keinen fall alleine ist. Also mit ihr irgendwo hin oder so.


    p.s.: ich finde es irgendwie sehr schön zu hören , dass ihr euch jetzt os gut mit eurer ats versteht.. von dir kam doch auch der beitrag über ihre probleme am anfang, nicht?

  • Hallo Danoran,


    klar kannst Du mich duzen. Ich bin sowieso erst 32, auch wenn das für ATS hier im Forum wohl doch auch schon alt ist :-)


    Ich bin bisher auch zu diesem Schluss gekommen, wird wohl das Beste sein. Ich denke, sie hat jetzt extrem Angst davor, auf die "Neue" zu treffen, aber ich glaube auch, wenn sie es erst mal weiß, kann sie es auch verarbeiten. Und es ist nun mal auch Realität, dass wir wieder jemanden nehmen.


    Du hast die "Persönlichkeit" unserer ATS in der Hinsicht gut erkannt. In einem anderen Forum wurde mir zu ziemlicher Vehemenz und Direktheit geraten, aber damit würde ich bei ihr vieles zerstören. Da geht es nicht um "Kindereien" und "falsche Sentimentalitäten"; wenn sie es so empfindet und so schlimme Angst hat, dann will ich das auch ernst nehmen und noch extra in die Wunde stochern - und trotzdem authentisch bleiben.


    Danke noch mal, Danoran, und viele Grüße,


    asiamom

  • Das ist ja ne blöde Situation für euch!
    Aber ich glaube, ich würde ihr auf jeden Fall sagen, dass ihr jemanden ausgewählt habt. Weil wenn sie dann auf einmal so nen Brief sieht, wird sie sich erst recht ausgeschlossen vorkommen. So wie du geschrieben hast, macht es den Eindruck, dass sie Angst hat, nicht wichtig genug zu sein und "ersetzt" zu werden. Und ich kann mir gut vorstellen, dass es sie sehr belasten würde, hintenrum davon zu erfahren. Sie hat ja zugestimmt, dass sie einverstanden ist, wenn ihr wieder einen ATS aufnehmt und ich glaube es ist das beste wenn ihr es einfach kurz sagt. Du siehst ja dann wie sie reagiert und dann kannst du ihr ja nochmal sagen wie wichtig sie euch ist, was du ja auch schon oft gemacht hast. Und vielleicht hat ja auch die Zeit die "Wunden" geheilt und sie interessiert sich inzwischen dafür und hat nur ein Problem von sich aus das anzusprechen weil sie ja so ablehnend reagiert hatte.
    Ich hoffe ich konnte dir ein wenig helfen, aber es ist immer schwer, etwas zu raten, wenn man die Person nicht kennt. Ich wünsch dir ganz viel Glück bei dieser Situation und auch eine schöne Zeit mit eurer zukünftigen ATS!
    Lg, danoran


    P.S. Ist doch okay, wenn wir dich duzen, oder?

    Gott, gib mir die Gelassenheit,
    Dinge hinzunehmen, die ich nicht ändern kann,
    den Mut, Dinge zu ändern, die ich ändern kann,
    und die Weisheit, das eine vom anderen zu unterscheiden.


  • Hallo,


    wir haben seit neun Monaten eine ATS aus Asien. Wir haben sie sehr lieb und die Zeit mit ihr ist für uns sehr wertvoll, wichtig und einfach schön. Dass ein "fremdes" Kind wirklich zu einer "eigenen" Tochter werden kann ist erstaunlich und toll!


    Das hat uns dazu veranlasst, noch mal eine ATS aufnehmen zu wollen. Wir haben mit unserer ATS darüber gesprochen, da wir mit einer weiteren Gastfamilie in Kontakt sind, deren ATS aus demselben Land kommt wie unsere und die sehr offen mit ihrer ATS über eine neue ATS sprechen kann. Wir möchten das mit unserer ATS auch tun, aber leider ist sie dazu nicht bereit. Wir haben sie einmal vorsichtig auf die (damals noch) Möglichkeit angesprochen, dass wir eventuell im kommenden Schuljahr wieder eine ATS aufnehmen wollen. Nach diesem extrem vorsichtig ausgedrückten Satz brach unsere ATS gleich in Tränen aus und sagte, wir sollen nicht mehr darüber sprechen.


    Ein paar Tage später sprach sie meinen Mann noch einmal an mit der Frage, warum wir denn noch eine ATS haben wollen würden. Mein Mann sagte ihr, dass wir die Zeit mit ihr so schön finden und dass wir sie am liebsten behalten würden. Aber dass das nicht geht und wir gerne noch einmal jemanden kennen lernen möchten und zusammen leben. Wir haben beide immer wieder betont, wie wichtig sie uns ist, dass sie immer bei uns einen Platz haben wird und jederzeit willkommen ist! Mehr sprachen mein Mann und sie nicht darüber.


    Wieder ein paar Tage später sprach sie erneut das Thema an und sagte, es wäre "ok", wenn wir wieder eine ATS aufnehmen wollen würden. Wir fragten sie erneut, ob sie denn darüber auch etwas erfahren will, ob sie uns vielleicht sogar helfen will, jemanden auszusuchen (mit der auch sie dann sozusagen klar käme (aus der Ferne)). Daraufhin kam erneut ein entschiedenes Nein, sie wolle damit nichts zu tun haben, das täte ihr zu weh.


    In der Zwischenzeit haben wir uns entschieden und ein Mädchen "aufgenommen", also ab August. Am Samstag kamen die Unterlagen und meine Beziehung zu unserer ATS (ich möchte den Namen hier nicht schreiben, auch wenn "unsere ATS" wiederholt blöd klingt) ist sehr, sehr eng und ich fühle mich einfach schlecht dabei, ihr nichts zu sagen. Vielleicht ruft die neue ATS ja irgendwann mal an. Was dann? Was, wenn irgendwann ein Brief kommt, der herumliegt, und sie sieht, dass es nun "passiert" ist?


    Wir wollen ihr auf keinen Fall weh tun, wissen aber nicht, was besser ist, ihr jetzt sagen, wir haben jemanden, der ab August bei uns leben wird, oder ihren Wunsch respektieren und nichts tun?


    Mich belastet die Situation schon, denn wir teilen sonst alles. Und ich möchte nicht, dass sie mit auch nur irgendeinem schlechten Gefühl wieder geht. Sie ist so sehr meine Tochter, wie es möglich ist, und diese Situation jetzt ist nicht leicht.


    Deshalb (endlich) meine Frage: Was würdet Ihr tun?


    Vielen Dank für zahlreiche Antworten und Anregungen!


    Gastmama