Ecuador- wie aus einem leeren Blatt ein Stück neue Heimat entsteht

  • wow *_*
    das ist so supertoll geschriebn
    dass man selber mitfühlen
    kann
    du hast echt das talent ein buch zu schreiben (:
    wieso machst du nicht ein buch daraus ? Aus all deinen Erfahrungen, Eindrücken gute sowie schlechte ?
    Also du hast echt talent :)
    Respekt :nummer1:

  • Zitat

    ich finds auch doof das man nur 1 atj machen kann


    kann man: ich war Anfang der 10. klasse in Wales und geh jetzt die 11.klasse nach Brasilien.

  • der bericht ist echt toll! und so gut geschrieben


    nach dem abi möchte ich auch nach südamerika..


    hört sich wirklich alles klasse an, wie du es geschildert hast. auch wenn der bericht schon veraltet ist

  • echt schöner bericht.
    eij, ihr habt doch noch alle ein leben vor euch, da muss man doch nicht alles irgendwo inner schulzeit machen. wass its mit der zeit nach dem abi? und studieren? ich hab gehört, es gibt auch unis in anderen ländern
    ich werde auf jeden fall nach meinem jahr hier in england, was fast vorbei ist, noch weiter pläne haben, auch wenn ich die noch 2 jahre verschieben muss, aber dann geht es in ein spanish sprechendes land

  • Zitat

    und wie ist's jetzt wieder so zuhause?


    hart, also sagen wir so es ist ein auf und ab.... mal ist alles total toll und wie früher und ich fühle mich echt gut und bin super glücklich und dann geht wieder gar nichts mehr, ich bin still und in mich gekehrt und einfach nur ko...
    aber so ist das, ich bin jetzt fast 3 monate wieder hier, was soll ich erwarten, ich muss mich neu finden, wie gesagt dieses leere blatt neu füllen und das ist nicht immer leicht...
    aber auch dieses ist eine erfahrung, man lernt wieder etwas neues von sich kennen und ich bin sicher auch diese erfahrung wird mich irgendwann weiter bringen...


    es ist bei vielen auch nicht so schlimm, also keine angst, bei mir ist es halt so hart, ich bin so und mal schaun was im laufenden jahr passiert...

  • ich denk mir irgendwie, wenn ich nach dem abi das nochmal mache, läuft mir die zeit davon....immerhin willi ch ja auch mal irgendwann fertig sein udn studieren oder so....und als frau gilts ja irgendwie immer sos chnell wie möglich fertig zu sein...bei mönndern is das ja egal, ob die jetzt nen jahr länger brauchen, oder nich...


  • WOW...der beticht is echt mal der hammer...da werd ich sooo neidisch ^^
    ich finds gemein, dass man nur 1 ATJ machen kann...ich würd auch total gerne nach Südamerika...Brasilien oder sowas....oder eher nen Spanischsprachiges land...

  • Das Weihnachtsfest selber haben wir dann nicht gefeiert, denn wieder stand eine Geschäftsreise auf dem Plan - aber bei großer Hitze mit Geschwistern und Freundin in einem Fluss im Oriente gegen den Strom anzuschwimmen, das macht auch Spaß!
    In das neue Jahr startete ich mit verbrannten Puppen, gelber Unterhose und 12 Trauben um Mitternacht...
    Und das sollte sich lohnen, denn trotz einiger unglücklicher Nebenstände ging es eigentlich nur noch aufwärts…
    Ich hatte die schönsten Schultage während eines Theaterwettbewerbs, welchen wir gewannen. So geborgen in meiner Klasse hatte ich mich noch nie gefühlt, es gab Tränen, Stress und Lachen bei den Proben und einen unerschütterlichen Jubel am Schluss, als es feststand „wir haben gewonnen!“
    Bald schon konnte ich nicht mehr aus dem Haus gehen, ohne nass oder verschäumt zu werden - Karneval war gekommen. Karneval, das bedeutet in Ecuador große Schlachten mit Wasser, Karioka (ein Schaum aus Flaschen), Eiern und Mehl, schon 2 Wochen vor dem eigentlichen Karnevalstag. Außerdem gibt es Umzüge, Feste und schulfrei! Aber das lustigste waren die Wasserschlachten mit meinem kleinen Bruder oder der ganzen Familie.
    Langsam wurde mir klar, wie wohl ich mich fühle und wie wenig Zeit ich nur noch in Ecuador habe, schon länger träumte ich auf Spanisch, die größten Sprachprobleme bestanden also auch nicht mehr…
    Es kam der Kurzaustausch nach Machala, leider hatte ich keine wirkliche Familie, ich hatte ziemliches „Heimweh“ nach Salcedo und fühlte mich allein gelassen. Trotz allem lernte ich eine andere ecuadorianische Lebensweise kennen und sah mir mit anderen ATS die Umgebung an. Schon dort erreichte mich die Nachricht, dass wir über Ostern an den Strand nach Salinas fahren würden. Es war super lustig meinen Geschwistern das Brustschwimmen zu erklären, mit meiner Schwester und einer Freundin die Straße entlang zu flanieren oder beim Konzert einfach abzudancen. Ostern in Salinas: von überall hört man Musik, lachende Menschen und Meeresrauschen. Es ist ein Gefühl nach Ferien und Feiern und es ist schön!
    Insgesamt ist die Küste „anders“ als die Sierra, die Kleidung ist kürzer, die Menschen reden wie „Affen“ und sind noch aufgeweckter als oben in den Anden.
    Am 11.4. wurde ich um 6 Uhr morgens von meiner Schwester mit einem verschlafenen „Feliz cumpleanos“ geweckt, mein Geburtstag war gekommen. Erst einmal war es ein Tag wie jeder andere, doch am Abend kamen die ganze Familie und ein paar Freunde, sie sangen mir „Happy Birthday“, dann musste ich von der Torte abbeißen, um sie zu eröffnen. Natürlich hatte ich 5 schnelle Hände auf dem Kopf, sodass ich mein gesamtes Gesicht voller fürchterlich süßer, klebender Sahne hatte…
    Als wäre uns ATS klar geworden, was es noch alles zu sehen gibt, reisten wir nun wirklich durchs gesamte Land, mal zusammen, mal mit der Familie, die Zeit rannte und es gab noch so viel zu sehen, gleichzeitig aber auch noch so viel Zeit mit Freunden und Familie zu verbringen…
    Den Abschluss des Schuljahres stellte ein Ausflug des gesamten Colegios nach Quito da, die Abschlussklassen wurden verabschiedet, Tränen flossen und auf dem Rückweg wurde im Bus gegrölt, getanzt und ein wenig auch getrunken.
    Der Abschied von AFS war unsere Reise zu den Galapagos Inseln. Es ist ein Paradies auf Erden, so schön, dass ich 5 Tage kaum sprach, leider aber auch sehr touristisch und teuer… Und trotzdem - es hat sich gelohnt, wann schwimmt man schon mal über Haie her oder fühlt sich wie in der Steinzeit, während eine Meeresechse vor einem ihr Sonnebad nimmt.
    Viel zu schnell war der Tag gekommen, an dem es endgültig hieß „chao“ zu sagen, die letzten Umarmungen und Worte der Familie und unter ohrenbetäubendem Schluchzen musste die Schranke zum einchecken passiert werden….
    Das Flugzeug wird schneller, es hebt ab und langsam sehe ich Ecuador- meine neue 2. Heimat unter mir verschwinden. Glauben, dass es nun alles „vorbei“ sein soll, kann ich noch nicht, denn ich lasse zu viel zurück...
    Ich lasse die beste Familie in meinem kleinen Dorf in den Anden, eine superliebe Klasse und in ihr die besten Freunde, eine Gruppe Austauschschüler, die zu einer Art Schwestern für mich herangewachsen sind, den Cotopaxi (einen der höchsten aktiven Vulkane der Welt) fast vor meiner Haustür, eine Menge Spaß, viele wichtige Erfahrungen und vor allem ein Land zurück, das für mich Heimat geworden ist.
    Und vor mir liegt ein Stück Ungewissheit, eine fremdgewordene Welt, ein leeres Blatt, das es neu zu füllen gilt…

  • Ecuador- wie aus einem leeren Blatt ein Stück neue Heimat entsteht


    Langsam setzen wir uns in Bewegung, werden schneller und dann heben wir ab. Mein Bauch verzieht sich, mein Körper wird ganz leicht, die Häuser immer kleiner, Deutschland verschwindet unter uns und ich vergesse sogar meine Flugangst, denn was jetzt auf mich zu kommt, ist etwas viel Größeres, etwas Unbeschreibliches. Viele Gedanken liegen noch in diesem Deutschland, Freunde, Familie und Heimat, all dieses wollen wir nun eintauschen gegen ein - ja gegen was eigentlich… Gegen ein Land, irgendwo in Südamerika, ein Land von dessen Existenz viele noch nicht einmal wissen, gegen ein kleines Ecuador, gegen ein leeres Blatt, das es zu füllen gilt…
    3 Tage später sitze ich in einem großen gelben Haus in Salcedo, inmitten einer Horde Menschen die Mama, Papa, Schwester, Bruder, Tante, Onkel, Cousine und Cousin werden sollen… Ich verstehe kein Wort, sitze dort wie ein kleines verängstigtes Rehchen und denke mir „jetzt bist du also in Ecuador angekommen…“, alle empfangen mich total lieb, ich bin schon jetzt von der Gastfreundschaft überwältigt. Wir gehen essen und fahren dann nach banos einer anderen Stadt, da sie mir alles zeigen wollen und auch sonst grade vor 2 Tagen in das Haus eingezogen sind. Abends fall ich todmüde ins Bett und das erste Heimweh kommt…
    Es war einfach so anders, die Mentalität, die Menschen, die Umgebung, die Luft, das Essen und die Sprache. Und vor allem war es anders als ich gedacht hatte, ich dachte es wäre anders, aber eben anders anders. Das Schlimmste für mich war, dass ich mich nicht ausdrücken konnte, nicht so kommunizieren wie ich es wollte. Und dass ich vom Essen krank wurde, dass ich ständig Bauchschmerzen bekam - doch war ich glücklich drüben zu sein. Die Momente, in denen ich merkte es geht vorwärts, das Lachen der Menschen, der Gedanke, endlich habe ich es geschafft und bin in meinem Traumland, vor allem meine Gastfamilie, die mir alles so schön wie möglich machen wollte, manchmal so schön, dass es mich schon wieder unter enormen Druck gesetzt hat - dieses alles ließ in mir nie den Gedanken aufkommen aufzugeben und half mir mich schnell einzuleben.
    Ich kam auf eine katholische Privatschule mit 8 anderen Austauschschülern, ein halbes Jahr hatte ich eine andere Deutsche in meiner Klasse. Und so verging die Zeit: jeden morgen um 5.30 Uhr aufstehen, in die Schuluniform springen, etwas essen und dann mit dem kleinen gelben Schulbus noch halb schlafend zur Schule fahren. In der Schule warteten ein Morgengebet sowie 9 langweilige Schulstunden, in denen ich sowieso nichts verstand, auf mich. Dafür lernte ich immer mehr nette Menschen kennen und obwohl wir so viele Austauschschüler waren, gaben meine Klassenkameraden mir immer wieder das Gefühl etwas Besonderes zu sein.
    Langsam und mit immer wiederkehrenden Hochs und Tiefs tauchte ich in die spanische Sprache ein, durch Tagesausflüge lernte ich mehr von diesem wunderschönen Land kennen und dann kam die erste längere „Geschäftsreise“ meiner Gasteltern in den Oriente. Dort verkaufen sie auf so genannten „Ferias“ Elektrogeräte und ich durfte mit. Obwohl ich nicht viel machen konnte, war es doch ein interessantes Erlebnis und es sollte nicht meine letzte „Geschäftsreise“ werden…
    Die Zeit verstrich, in Deutschland wurden die Tage dunkler, und hier? - Tag für Tag wurde es morgens um 6 hell und abends zwischen 6 und 7 dunkel. Dass es mittlerweile Adventszeit war, sah man nur an den in allen Farben leuchtenden und singenden Plastikbäumen sowie anderem „Weihnachtsschmuck“. Wie gerne hätte ich mich manchmal einfach mit einer heißen Tasse Kakao an den warmen Kamin gesetzt, die Nase noch ganz kalt vom Wind draußen, und mit Familie oder Freunden geredet.
    Doch das Leben ging hier weiter und es wurde immer spannender. Wann stellt man denn schon mal einen Plastikweihnachtsbaum auf und backt ohne Ausstechform und Küchenwaage mit dem kleinen Bruder Plätzchen?